Ein Kommentar von Achim Leoni

So weit ist es also schon gekommen mit den deutschen Handballern: Sie werden bei der Europameisterschaft in Dänemark aufrichtig vermisst. Nicht nur von den Veranstaltern, die auf Tausende Fans aus dem südlichen Nachbarland gehofft hatten und nun auf ihren Karten sitzen blieben. Nein, sogar von einstmals erbitterten Rivalen. Deutschland, sagte der schwedische Jahrhundert-Handballer Magnus Wislander der „Hamburger Morgenpost“, gehöre bei einem solchen Turnier „einfach dazu“. Von Schadenfreude keine Spur.

Wie weit der Weltmeister von 2007 mittlerweile von der Weltspitze entfernt ist, lassen die Ergebnisse dieser EM erahnen. Tschechien und Montenegro, gegen die man in der Qualifikation gescheitert war, schieden in der Vorrunde als jeweils Letzte ihrer Gruppe aus. Der Gegner, den Deutschland am Sonntag für die WM-Ausscheidung im Juni zugelost bekommt, wird in jedem Fall besser abgeschnitten haben als sie. Von den Halbfinalisten dieses Freitags, Dänemark, Spanien, Frankreich und Kroatien, unterscheidet die deutsche Mannschaft vor allem eines: Sie hat im Rückraum keine Individualisten von vergleichbarer Stärke zu bieten.

Dass die Bundesliga am Finalwochenende mit zwölf Spielern vertreten ist, davon allein drei vom Champions-League-Sieger HSV Hamburg, ist in diesem Zusammenhang wohl kein Zufall. Sollte auch die WM-Qualifikation misslingen, werden nicht nur die Mitleidsbekundungen, sondern auch die Rufe nach einer Quote für einheimische Talente im nach Mitgliedern größten Handballland der Welt wieder lauter werden.