Die Torwartlegende trainiert jetzt die Handballerinnen von Buxtehudes Gegner HC Leipzig

Hamburg. Als Spieler wurde er zu einer Ikone, danach betrat er die Bühne des Frauenhandballs. Oder in anderen Worten: „Die Männerwelt wollte mich nicht, da bin ich bei den Frauen reingerutscht“, sagt der frühere Weltklassetorhüter Wieland Schmidt und lacht. Ehrlich und humorvoll. So ist er, der Olympiasieger, zweifache Europacup-Sieger und aktuelle Trainer des Frauen-Bundesligisten HC Leipzig.

Unvergessen ist der gebürtige Magdeburger (276 Länderspiele für die DDR) für seine Parade in letzter Sekunde im Olympiafinale 1980 gegen die Sowjetunion. Vor rund einem Monat feierte der Held von einst seinen 60. Geburtstag. Ruhestand? Kein Thema. „Der Handball ist mein Leben. Er hält mich jung“, sagt er. Sein viel zitierter Ausspruch „Und wenn ich am Ende auf der Platte umfalle, ist mir das wurscht“ scheint gar nicht mal so unrealistisch.

Nun erlebt Schmidt, zuvor Co-Trainer beim HCL, durch die Beurlaubung seines Vorgängers Thomas Ørneborg sein Cheftrainerdebüt – mit 60. „Damit hätte ich nie gerechnet. Die Aufgabe ist mit viel Herzklopfen verbunden.“ Gemeinsam mit Max Berthold, 26, führt er den Tabellenzweiten bis zum Saisonende. Ihr Einstand kann sich sehen lassen: zwei Spiele, zwei Siege. Auch im Spitzenspiel gegen den Dritten Buxtehuder SV an diesem Mittwoch (19.30 Uhr/live bei hbf-video.net) sind die Leipzigerinnen der Favorit.

Auch wenn die Begegnung an Brisanz einbüßt, weil beide Teams ohnehin in die Meisterrunde einziehen, weiß Schmidt, wie umkämpft die vergangenen Duelle waren: „Der BSV ist immer gefährlich. Sie haben mit Dirk Leun einen fantastischen Trainer und eine sehr gute Verteidigung. Wir müssen ihr Spiel mit unserer Spielfreude zerstören.“

Unter Vorgänger Ørneborg, mit dem Schmidt einige Male aneinandergeraten war, waren seine Frauen etwas gehemmt aufgetreten. Das Hinspiel in Buxtehude gewannen die Sächsinnen knapp mit 26:25. Beim Rückspiel haben beide das gleiche Problem: Ihnen sind die Linksaußen ausgegangen.

Bis zum Saisonende will Schmidt dem Tabellenführer Thüringer HC „das Leben schwermachen“. Das heißt: den Dauermeister vom Thron stoßen. Nur gut, dass Leipzigs neuer Coach noch darauf brennt, seinen ersten Titel als Trainer einzufahren – mit 60.