Die Hamburg Blue Devils ziehen sich erneut aus der ersten American-Football-Liga zurück

Hamburg. Am Sonntagnachmittag war der Alltag wieder eingezogen bei den Hamburg Blue Devils: Training stand auf dem Programm. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich unter den 30 anwesenden Spielern längst herumgesprochen, dass sie sich nicht auf die neue Saison in der German Football League (GFL) vorbereiteten. Der viermalige deutsche Meister hatte sich freiwillig für einen Rückzug aus der höchsten Spielklasse entschieden, so stand es seit Sonnabend auf der Internetseite geschrieben.

„Die aktuelle Stadionsituation lässt einfach keinen sicher planbaren Spielbetrieb in der Bundesliga zu, und das setzt den gesamten Verein einer zu großen Gefahr aus“, sagte Präsident Sascha Hinz. Die Blue Devils, die erst im Dezember ihre Kooperation mit dem HSV nach drei Jahren beendet hatten, treten in der kommenden Saison somit unter ihrem traditionellen Namen in der drittklassigen Regionalliga an.

„Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen“, sagt Cheftrainer Maximilian von Garnier. Letztlich hätten er und seine Präsidiumskollegen Hinz und Dirk Rißmann sie fällen müssen, um nicht den gesamten Verein mit seinen fast 600 Mitgliedern zu gefährden: „Wir wollten nicht in eine Situation kommen, den Karren mitten in der Saison gegen die Wand zu fahren.“

Dazu hätte es kommen können, wenn sich die Entwicklung der vergangenen GFL-Saison fortgesetzt hätte. Sie verlief nicht nur sportlich mit dem sechsten Platz in der Gruppe Nord unbefriedigend, sondern führte die Blue Devils auch wirtschaftlich an ihre Grenzen. War das Vorbereitungsspiel um den Reunion Bowl gegen eine Traditionsmannschaft mit fast 3500 Zuschauern noch ein voller Erfolg, rissen die regulären Heimspieltage in der Altonaer Adolf-Jäger-Kampfbahn regelmäßig ein Loch in den Etat. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf reichten nicht mehr aus, um die Kosten zu decken – geschweige denn, dass sie die Blue Devils in die Lage versetzt hätten, Mannschaft und Trainerstab zu verstärken.

Das aber wäre laut von Garnier notwendig gewesen, um an die Erfolge von einst anzuknüpfen: „Die Konkurrenz in Dresden, Kiel, Braunschweig und Berlin ist extrem gut aufgestellt, da können wir nicht mithalten.“ Ein neuer Großsponsor oder Investor ließ sich selbst von dem Signet des HSV nicht anlocken. Auch weil das veraltete Stadion an der Griegstraße wenig Möglichkeiten bietet, einen wirtschaftlichen Partner ansprechend zu präsentieren. Der Komfort für die Zuschauer ist zudem nicht mit dem am Volkspark oder am Millerntor zu vergleichen, wo die Blue Devils in besseren Zeiten beheimatet waren.

Nun also geht es zurück auf Los, wie schon 2009. Seinerzeit benötigte man nach dem Rückzug drei Jahre für den Wiederaufstieg. Die ersten zwei davon wichen die Blue Devils für ihre Heimspiele sogar nach Itzehoe aus, wo sie anders als in Hamburg mit offenen Armen empfangen wurden. Erst 2011 kehrten sie in ihre Heimatstadt zurück.

Erste und zweite Mannschaft sollen verschmolzen werden

Wo die Footballer ihren Neuanfang starten, ist offen. Von den Fußballvereinen, die aufgrund ihres Stadions infrage kommen, handelte man sich Absagen ein. Alle Versuche, ein eigenes Stadion zu unterhalten, sind in der Vergangenheit gescheitert: in Bergedorf mit dem Billtalstadion am Widerstand der Anwohner, in der Altonaer Memellandallee an den Lärmschutzvorschriften.

Bliebe noch das Trainingsgelände am Hemmingstedter Weg. „Wir hoffen aber, dass uns das Bezirksamt Altona eine alternative Spielstätte anbieten kann“, sagt Gründungsmitglied von Garnier. Er sieht trotz des Rückschlags eine „tolle Perspektive“ für seinen Club. Ein konkurrenzfähiges Team zusammenzubekommen sei nicht das Problem: „Wir haben in der ersten und zweiten Mannschaft genug Jungs mit blauem Herzen. Denen ist es egal, ob sie in der Ersten oder der Dritten Liga für die Devils spielen.“