Tennisprofis kritisieren das Vorgehen des Veranstalters – nur noch drei Deutsche dabei

Melbourne. Die deutschen Reihen lichten sich, die Superstars eilen durchs Turnier: Während Rafael Nadal und Roger Federer unter dem geschlossenen Dach der Hitze entkamen und mit ihren Gegnern kurzen Prozess machten, endeten die Australian Open für Michael Berrer nach einer Geduldsprobe mit einer Dreisatzniederlage. Dass sich am Tag der Wetterkapriolen das Ende der Hitzewelle andeutete, konnte den Psychologiestudenten aus Stuttgart nicht mehr trösten.

Berrer, einziger deutscher Tennisprofi, der am Donnerstag im Einsatz war, musste zunächst mehrere Stunden in der Kabine verbringen. Erst wurde sein Match gegen Feliciano Lopez (Spanien/Nr. 26) wegen der Hitze mit Temperaturen von bis zu 43,4 Grad verschoben, dann bei Blitz, Donner und Regen unterbrochen. Letztlich verlor Berrer 4:6, 6:7 (6:8), 4:6 und vergab dabei vier Satzbälle im zweiten Durchgang. Nun sind aus deutscher Sicht nur noch Angelique Kerber (Kiel), Mona Barthel (Neumünster) und Florian Mayer (Bayreuth) im Einzelwettbewerb vertreten, alle spielten in der Nacht zu Freitag.

Die Extreme Heat Policy (EHP) hatte der Oberschiedsrichter erstmals seit fünf Jahren in Kraft treten lassen. Auf den Außenplätzen wurde vier Stunden lang nicht gespielt, in der Rod-Laver- und der Hisense-Arena wurden die Dächer geschlossen. Nadal und Federer nutzten die Gelegenheit und zogen problemlos in die dritte Runde ein. „Ich war glücklich, als ich das Dach gesehen habe“, sagte der Weltranglistenerste Nadal nach dem 6:2, 6:4, 6:2 gegen den 17 Jahre alten Australier Thanasi Kokkinakis: „Die Bedingungen waren aber noch immer sehr feucht. Es war hart.“

Der Spanier, der das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres zum bisher einzigen Mal 2008 gewonnen hat, trifft nun auf den Franzosen Gael Monfils. Der viermalige Champion Federer kümmerte sich wie gewohnt nicht um die äußeren Bedingungen. Vor dem 6:2, 6:1, 7:6 (7:4)-Sieg gegen Blaz Kavcic aus Slowenien schickte er seinen Coach Severin Lüthi zur Turnierleitung. „Er sollte herausfinden, ob das Dach wieder geöffnet werden kann, wenn es einmal geschlossen ist“, erzählte der Schweizer: „Mehr musste ich für mein Match nicht wissen.“

Die Diskussion über die Informationspolitik hatte zuvor Superstar Maria Scharapowa angestoßen. Die Russin musste das bislang längste Frauenspiel im Turnierverlauf bei mehr als 40 Grad Hitze absolvieren. Scharapowa kämpfte sich nach 3:28 Stunden gegen Karin Knapp (Italien) mit 6:3, 4:6, 10:8 in Runde drei. Später kritisierte die Weltranglistendritte die Veranstalter: „Niemand weiß, was das Limit ist, kein Spieler, nicht einmal die Physios, wenn man sie fragt“, sagte sie, „es gibt viele offene Fragen, die geklärt werden sollten.“

Ihre nächste Gegnerin, Alize Cornet aus Frankreich, wunderte sich über das Vorgehen der Offiziellen. „Am Dienstag war es hier wie im Ofen. Der Wind war glühend heiß und die Leute sind ohnmächtig geworden. Heute ist es vielleicht ein Grad heißer. Es sieht so aus, als sei die Entscheidung aus der Luft gegriffen“, sagte sie. Bundestrainerin Barbara Rittner unterstützte diese Meinung: „Man hätte auch schon gestern abbrechen müssen. Irgendwo ist eine Grenze erreicht.“