Bei der Gala zum Weltfußballer des Jahres werden Angerer, Neid und Heynckes gekürt

Zürich. Die Befürchtungen in München waren in den letzten Wochen Stück für Stück immer mehr gewachsen. „Wenn Franck Ribéry nicht Weltfußballer wird, wäre das eine Riesensauerei“ sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bereits vor knapp zwei Monaten. Hoeneß kennt eben das Fußballgeschäft und den Weltverband Fifa. Tatsächlich triumphierte bei der feierlichen Proklamation des Fifa-Weltfußballers am Montagabend in Zürich der Portugiese Cristiano Ronaldo.

Ribéry ist dagegen trotz fünf Titeln mit dem FC Bayern leer ausgegangen. Am Ende wurde der Franzose mit 1127 Punkten nur Dritter hinter Ronaldo (1365) und dem Argentinier Lionel Messi vom FC Barcelona (1205). Der Sieger stand bei der Übergabe der Trophäe mit seinem Sohn an der Hand auf der Bühne und weinte Tränen der Rührung. „Es ist schwierig zu beschreiben, was ich gerade fühle. Es ist großartig, diesen Ballon d'Or gewonnen zu haben. Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagte Ronaldo.

Der gerade von den Bayern-Machern eingeforderte erste Titel des Weltfußballers für einen Bundesliga-Profi blieb also aus. „Ich bin stolz, dass ich hier bin. Das ist etwas, was mich freut, dass ich mit diesen großen Spielern hier sein darf“, sagte Ribéry dennoch höflich. Dass er gegen Ronaldo verlor, obwohl dieser im Vorjahr mit Real Madrid keinen einzigen Titel gewann, mutet ein wenig merkwürdig an. 69 Tore in einem Jahr für Real Madrid sind dennoch ein starkes Argument für den Portugiesen.

„Nach der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres ist dieser dritte Platz einmal mehr die Bestätigung seiner großartigen Leistungen sowie der Titel, die er mit dem FC Bayern gefeiert hat“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Hoeneß war vor der Veranstaltung noch kritischer gestimmt: „Ich habe das Gefühl, es werden Spielereien mit dieser Wahl gemacht. Dafür habe ich kein Verständnis.“ Die Fifa hatte im Spätherbst kurzfristig den Abstimmungszeitraum nach hinten geschoben und ließ damit Ronaldos starke WM-Play-offs gegen Schweden in die Wertung einfließen. Fifa-Mediendirektor Walter de Gregorio versicherte jedoch, dass durch das ungewöhnliche Prozedere nur die Wahlbeteiligung auf solide 88 Prozent getrieben wurde, Ronaldo auch schon vorher Sieger gewesen wäre.

Für den 28-Jährigen endet in jedem Fall eine Leidenszeit. Viermal war er nach seinem Sieg 2008 nominiert. Viermal gewann Lionel Messi – Ronaldos Gesicht wurde bei jeder Fifa-Gala lang und länger. Nun kehrte ein Lächeln zurück. „Natürlich bin ich glücklich und froh, dass man von mir so gut spricht und dass ich hier bin. Es ist ja nicht das erste Mal. Ich versuche immer noch mehr zu erreichen, noch weiter zu kommen“, sagte Ronaldo kurz vor der Kür.

Für den deutschen Fußball gab es mehr Grund zur Freude als je zuvor bei der traditionellen Jahresfeier des Weltverbandes. Jupp Heynckes ist Welttrainer 2013, Silvia Neid gewann den Titel als beste Trainerin, und Torfrau Nadine Angerer wurde zur weltweit besten Spielerin gekürt. Dass neben Ribéry in Manuel Neuer und Philipp Lahm auch zwei deutsche Nationalspieler erstmals den Sprung in die Weltauswahl schafften, rundete das positive Bild ab. Zudem ist die Finalnominierung von Ribéry die beste Platzierung eines Bundesliga-Spielers seit Oliver Kahns zweitem Platz 2002.

Lobeshymnen bekam auch Welttrainer Heynckes schon, bevor er auf die Gala-Bühne gerufen wurde. „Das war die großartigste Leistung eines Trainers, an die ich mich erinnern kann“, betonte Dortmund-Coach Jürgen Klopp über das beeindruckende Jahr von Heynckes mit dem FC Bayern München – gekrönt vom ChampionsLeague-Sieg gegen Klopps Borussia. Gemeinsam mit dem aus privaten Gründen nicht anwesenden Sir Alex Ferguson (ehemals Manchester United) musste er Heynckes den Vortritt lassen. „Natürlich freue ich mich über den Titel, das ist doch selbstverständlich“, sagte Heynckes. „Ich habe in fast 50 Jahren im Fußball alles erlebt, natürlich ist es schön, heute hier zu sein.“ Auch er kam bei seiner Dankesrede aus Rührung ins Stocken.

Die deutschen Frauen konnten ihre Vormachtstellung zurückgewinnen. Erstmals seit Birgit Prinz (2003–2005) gewann in Nadine Angerer wieder eine DFB-Akteurin den Titel. Vorjahressiegerin Abby Wambach (USA) und Fünffachsiegerin Marta (Brasilien) wurden durch die tollen Leistungen beim EM-Sieg 2013 distanziert. Bundestrainerin Neid setzte sich gegen Wolfsburgs Triple-Trainer Ralf Kellermann und Pia Sundhage (Schweden) durch.