Ein Kommentar von Andreas Hardt

In der öffentlichen Einvernahme nach seinem Auftaktsieg bei den Australian Open sagte Novak Djokovic zwei wichtige Sätze. Er kannte Boris Becker nicht. Und er habe keine Vorurteile. Und so bekam Becker den Trainer-Job.

Der serbische Tennisstar schaut offenbar kein deutsches Trash-TV, die Fliegenklatschen-Mütze ist ihm egal. Er castete einen Coach, der ihm das letzte bisschen Extraklasse durch die eigenen Erfahrungen vermitteln kann. Wahrscheinlich hätte es auch Pete Sampras sein können, oder André Agassi. Es wurde halt Becker.

Auf die Erfahrungen einstiger Größen des Spiels zurückzugreifen, ist auch nicht seine Idee. Dass jetzt Stefan Edberg (Roger Federer), Ivan Lendl (Andy Murray) und Michael Chang (Kei Nishikori) ebenfalls als Coaches wieder im Spitzensport tätig sind, fällt hierzulande ja nur deshalb besonders auf, weil sie der Spieler-Generation Becker entstammen – einer Zeit, als sich Deutschland auch für Tennis interessierte und nicht fast ausschließlich für Fußball.

Doch auch in der Generation davor waren ehemals große Spieler wie Lennart Bergelin (Björn Borg), Toni Roche (Federer), Brad Gilbert (Agassi) oder Jimmy Connors (Andy Roddick) als Trainer tätig und gaben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. So ist es eben im Sport, eigentlich überall.

Nur die Dummen glauben, sie wüssten schon alles. Novak Djokovic ist überhaupt nicht dumm. Und er hat keine Vorurteile.

Bis auf eines. Das von der „deutschen Disziplin“ nämlich. Es könnte jedoch gut sein, dass sein neuer Coach ihn im Lauf einer länger währenden Zusammenarbeit davon noch befreit.