Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Seit am 2. Dezember 2010 der Fußball-Weltverband Fifa seine Weltmeisterschaft 2022 an den kleinen Wüstenstaat Katar vergeben hat, haben sich dort die Temperaturen nicht verändert. Im Sommer ist es weiter brutal heiß, im Winter meist angenehm warm. Und niemand kann den Scheichs vorwerfen, sie hätten dies bei ihrer Bewerbung verschwiegen. Denn sie boten Lösungen für Spieler und Fans an, das Herunterkühlen eines ganzen Landes. Für diesen kühnen Plan, den man ambitioniert oder verrückt nennen mag, glaubten sie den Zuschlag erhalten zu haben. Sie wollen nämlich der Welt zeigen, dass mit moderner, umweltfreundlicher (Solar-)Technologie das Leben selbst in der Wüste lebenswert sein kann. Übrigens: Bei der WM in diesem Sommer herrschen in Brasilien zum Teil ähnliche leistungssportfeindliche klimatische Bedingungen wie in Katar.

Insofern ist es absurd, dass die Fifa offenbar plant, die WM, die sie für den Sommer 2022 vergeben hat, in den Winter zu verschieben. Das legt den Verdacht nah, dass bei der Entscheidung vor drei Jahren die Mitglieder des Exekutivkomitees nicht ganz bei Sinnen oder ganz anderen Argumenten zugänglich waren.

Weit verständlicher wäre es gewesen, die Fifa dächte mal grundsätzlich über ihre WM-Vergabe an Katar nach. Schließlich haben die Scheichs nicht die ganze Wahrheit gesagt und nie ein Wort über die katastrophalen Bedingungen für ihre 900.000 ausländischen Bauarbeiter verloren. In diesem Punkt waren sich die Herrscher des Weltfußballs schnell einig. Das sei nun wirklich kein Grund, Katar die WM wegzunehmen. So tickt die Fifa eben.