Als Trainer von Novak Djokovic kann Boris Becker seinen Ruf aufpolieren. Als Spieler ein Idol, wurde er nach der Karriere mehr und mehr zur Lachnummer.

Hamburg. Boris Becker war der Held einer ganzen Generation. In den knapp 15 Jahren nach dem Ende seiner großen Tennis-Karriere tat der dreimalige Wimbledonsieger allerdings nicht wirklich viel für die eigene Denkmalpflege.

Beckers sportliche Auftritte gehören zum kollektiven Gedächtnis: die Siege in Wimbledon 1985, 1986, 1989, die bittere Final-Pleite 1991 gegen Michael Stich, die Davis-Cup-Schlachten in Hartford, Göteborg und Stuttgart – wenn „Bum-Bum-Boris“ spielte, litt die Nation mit.

Am 21. Juni 1999 verabschiedete er sich mit der Achtelfinal-Niederlage in Wimbledon gegen Patrick Rafter in den sportlichen Ruhestand. Und kämpft seither darum, als Privat- und Geschäftsmann die gleiche Größe zu zeigen wie einst als Sportler. Eine geeignete Beschäftigung, die ihn er- und ausfüllt, fand er bis heute nicht.

Becker wurde Werbe-Testimonial für einen Internet-Dienstleister („Bin ich schon drin?“), einen Automobil-Hersteller, eine Biermarke, einen Baumarkt oder einen Poker-Anbieter, sein Bekanntheitsgrad, den sonst nur Franz Beckenbauer oder Steffi Graf erreichten, zahlte sich zumindest auf den ersten Blick aus. In seiner englischen Wahlheimat gilt er nach wie vor als absolute Kapazität in Sachen Tennis, die BBC setzt ihn nicht nur in Wimbledon immer noch gerne als Experten ein.

In Deutschland erwarb sich Becker vor allem als erfolgloser Geschäftsmann einen zweifelhaften Ruf. Unter anderem ging er mit einem Internetportal in die Insolvenz und wurde als Steuersünder verurteilt.

Auch im Privatleben gab es viele Rückschläge und Tiefpunkte: Das Aus der Ehe mit Barbara Feltus, die Besenkammer-Affäre samt ungeplantem Nachwuchs, die gescheiterte Verlobung mit Sandy Meyer-Wölden. Mit Sharlely „Lilly“ Kerssenberg fand Becker ein neues Glück: Geheiratet wurde 2009, ein Jahr später kam Sohn Amadeus Benedict Edley Luis zur Welt.

Gerade in den vergangenen Jahren ließ Becker kein mediales Fettnäpfchen aus. Per Twitter teilte er wirre Gedankenfetzen in Wort und Bild mit, lieferte sich vielbeachtete Streitereien mit Moderator Oliver Pocher, dem späteren Mann seiner „Ex“ Sandy. Seine – zweite – Autobiografie (Das Leben ist kein Spiel) wurde öffentlich belächelt. Becker, auch optisch ein Schatten seiner selbst, wurde kaum mehr ernst genommen.

Der Tiefpunkt war im Herbst 2013 erreicht, als er in Pochers Spielshow den medial inszenierten Zwist unter anderem mit einer Fliegenklatschen-Mütze auf dem Kopf austrug.

Wenige Wochen später kam nun Djokovic auf ihn zu. Die Chance ist da, Becker muss sie nun ergreifen – es könnte die letzte sein.