Neubrandenburg. Nachdem er seine eigene Bescherung auf den dritten Advent vorgezogen hatte, konnte sich Jürgen Brähmer profanen Dingen zuwenden. „Ich werde nun erst einmal einen Weihnachtsbaum kaufen“, sagte der Schweriner Profiboxer auf die Frage nach seiner Zukunft. Dass ihm diese im Hinblick auf seine sportliche Karriere nun wieder offensteht, durfte sich der Halbschwergewichtler aus dem Berliner Sauerland-Stall selbst zuschreiben. Mit einer starken Leistung hatte sich der 35-Jährige vor 5000 Zuschauern in Neubrandenburg einstimmig (117:110, 117:110, 115:112) gegen den US-Amerikaner Marcus Oliveira durchgesetzt und den vakanten WBA-WM-Titel erobert. Zweieinhalb Jahre nach dem Verlust seines WBO-WM-Gürtels darf sich Brähmer nun also noch einmal Weltmeister nennen.

Für Promoter Kalle Sauerland, der den langjährigen Star des insolventen Hamburger Universum-Stalls im Herbst 2012 verpflichtet hatte, war Brähmers Rückkehr auf den Thron „das Comeback des Jahres. Jürgen hat bewiesen, dass er ein Großer ist!“ Der Gelobte zeigte sich entsprechend zufrieden. „Das war mein vierter Sieg im vierten Titelkampf in diesem Jahr. Ich bin stolz auf mich“, sagte er. Der gebürtige Menominee-Indianer Oliveira konnte seine Schlagkraft nicht zur Geltung bringen, da Brähmer sich gut bewegte und den Gegner mit seiner rechten Führhand zum Kopf und linken Körperhaken zermürbte. „Jürgen ist ein cleverer Kämpfer, er hat verdient gewonnen“, sagte Oliveira, dessen Promoter Don King für eine 15-minütige Kampfverzögerung gesorgt hatte, weil er sich entgegen den Absprachen weigerte, seinen Mann als Erstes in den Ring marschieren zu lassen. „Kindergarten war das“, sagte Brähmer, der sich davon jedoch in keiner Weise beeindrucken ließ.

Sein Sieg eröffnet Sauerland im Poker um die Verlängerung des Ende 2014 auslaufenden TV-Vertrags mit der ARD neue Möglichkeiten, denn ein deutscher Weltmeister ist ein wichtiges Faustpfand. Brähmer soll zunächst im Frühjahr 2014 eine freiwillige Titelverteidigung bestreiten, ehe im Sommer ein Duell mit dem kasachischen WBA-Superchampion Beibut Shumenov ausgetragen werden könnte.

Von einem WM-Kampf ist Jack Culcay noch etwas entfernt. Der Hamburger Halbmittelgewichtler gewann in seinem ersten Auftritt nach dem Trainerwechsel von Fritz Sdunek zu Gary Logan zwar einstimmig (118:109, 116:111, 116:111) nach Punkten gegen den Franzosen Dieudonne Belinga und verteidigte damit seinen WBA-Interkontinentaltitel. Allerdings wies der 28-Jährige Lücken in seiner Deckung auf, die von Gegnern auf Weltklasseniveau ausgenutzt werden würden. „Vier Kämpfe braucht Jack noch, bis wir an eine WM denken können“, sagte Logan.