Eckenspezialistin des HTHC will ihre möglicherweise letzte Hallenserie dennoch genießen

Hamburg. Sie hat es immer geliebt, das technisch anspruchsvolle und rasante Hockey unterm Hallendach. Doch wenn Rike Sager an diesem Dienstag (20.30 Uhr, Barmbeker Straße) mit den Bundesligadamen des Harvestehuder THC im Stadtderby gegen den Uhlenhorster HC in die Hallensaison 2013/14 startet, ist ihre Vorfreude arg gedämpft. Grund dafür ist die Regeländerung des Weltverbands FIH, der zu dieser Spielzeit verfügt hat, dass statt fünf nur noch vier Feldspieler pro Mannschaft auflaufen dürfen.

Nach den Erfahrungen aus der Vorbereitung befürchtet Sager, dass wegen des zusätzlichen Freiraums auf dem Spielfeld die Athletik eine wichtigere Rolle spielen wird. „Es gibt viel mehr schnelle Konter, es wird mehr gerannt und gemauert, aber das technische Element, das das Hallenhockey bislang ausgezeichnet hatte, verliert an Bedeutung. Das finde ich schade“, sagt sie. Als technisch versierte, aber eher lauffaule Spielerin, als die sich die 30-Jährige selbst bezeichnet, könnten ihre Spielanteile entsprechend weniger werden. Was sie jedoch besonders beunruhigt, ist die Tatsache, dass die Zahl der Strafecken im neuen System abzunehmen droht. Für eine Eckenspezialistin wie Sager, die in ihrer Schusshärte und Zielgenauigkeit so manchem männlichen Kollegen in nichts nachsteht, wäre das eine fatale Entwicklung.

Zumal Standardsituationen die einzige Möglichkeit zu persönlichen Torerfolgen darstellen angesichts der Änderung, die Trainer Max Dahmen vor dieser Hallensaison vorgenommen hat. Sager, die als Angreiferin 2011 in Polen mit der deutschen Nationalmannschaft Hallen-Weltmeisterin wurde, spielt nun vorrangig in der Abwehr der Schwarz-Gelben, sie ist als Spielgestalterin gefragt. Eine Aufgabe, die ihr grundsätzlich Freude bereitet. „Ich finde es schön, dass ich meine Stärke im Aufbau zur Geltung bringen kann, um meine Mitspielerinnen mit Pässen zu füttern“, sagt sie.

Vielleicht bietet ihr die neue Position auch die Möglichkeit, sich aus aufreibenden Zweikämpfen etwas zurückzuziehen, um das chronisch lädierte linke Knie zu entlasten. Ein Kniefall ist die angehende Gymnasiallehrerin für Sport und Mathematik, die gerade ihre Masterarbeit schreibt, seit einem Kreuzbandriss vor fünf Jahren. 2010 wurde zudem ein Knorpelschaden im selben Gelenk diagnostiziert. Zwar hat Rike Sager gelernt, auf ihren Körper zu hören und ihm die nötigen Erholungspausen zu gönnen, dennoch ist die Manschette am linken Bein so etwas wie ihr Markenzeichen geworden. Immerhin scheint der Hallenboden keine zusätzlichen Probleme zu machen. „Während viele andere eher über zunehmende Knieprobleme in der Halle klagen, geht es mir auf dem Feld schlechter“, sagt sie.

Wie lange sie den Ansprüchen des Leistungssports auch angesichts der beruflichen Aussichten noch gerecht werden kann, weiß Rike Sager noch nicht. „Ich spiele, so lange es Spaß macht und ich mithalten kann“, sagt sie. Dass im Verein bereits gemutmaßt wurde, sie könnte ihre letzte Hallensaison erleben, hält sie für verfrüht, aber auch nicht für unmöglich. Umso mehr will sie die kommenden Wochen genießen, trotz der neuen Regeln.