Der deutsche Formel-1-Weltmeister holt sich beim US-Grand-Prix den achten Sieg hintereinander. Nico Hülkenberg steht vor dem Aus

Berlin/Austin. Über das Verhältnis von Sebastian Vettel und Mark Webber schien alles gesagt: Beide trennen elf Jahre, nicht nur deshalb mögen sie einander nicht besonders. In einer Woche endet die Formel-1-Karriere von Webber, der frustriert zu Porsche wechselt und fortan bei Langstreckenrennen starten wird. Der viermalige Weltmeister Vettel hat mehrfach durchblicken lassen, wie wenig er ihn vermissen wird. Doch bei der Dienstreise zum Großen Preis der USA nach Austin lachten und flachsten die vermeintlichen Streithähne wie bei einem Wiedersehen alter Schulfreunde. Der Auslöser dafür hieß Christian Horner und saß etwas bedröppelt in der Ecke des Red-Bull-Pavillons. Im Gesicht des britischen Teamchef, der in Texas seinen 40. Geburtstag feierte, hing die Geburtstagstorte, die Vettel und Webber sichtlich amüsiert zweckentfremdet hatten.

Auf der Strecke beendete der 26-Jährige dann wieder jegliche Form der Zusammenarbeit mit seinem Stallgefährten und fuhr einsam und allein zu seinem achten Sieg hintereinander – das hat vor ihm noch kein Rennfahrer in einer Saison geschafft. „Das ist einfach unglaublich. Die ganze Saison war bisher verrückt, das Auto ist einfach fantastisch und ich bin total glücklich“, sagte Vettel, um den Erfolg später dann doch einzuordnen: „Das ist ein sehr bedeutender Tag für uns. Ich habe einen Rekord eingestampft, der für die Ewigkeit war. Das ist sehr schwer zu verstehen. Wir können das nur genießen, den so etwas passiert nicht jedes Jahr.“

Vettel brauchte auf dem Circuit of the Americas länger als gewöhnlich, um den Vorsprung vor seinen sogenannten Verfolgern auszubauen. Eine frühe Saftey-Car-Phase nach dem Startunfall von Adrian Sutil (Force India) band den Hessen mehrere Runden lang an den Rest des Feldes. Am Ende hatte er acht Sekunden Vorsprung; da Lieblingsrivale Fernando Alonso nur Fünfter wurde, schwoll Vettels Vorsprung auf 145 Punkte an. Vor dem abschließenden Rennen in Brasilien am Sonntag spricht damit alles für einen weiteren Rekord in Vettels sowieso schon vor Bestmarken überquellenden Saison: Mit mehr als 122 Zählern Vorsprung hat noch nie ein Weltmeister ein Jahr beendet.

In Texas hieß sein ärgster Widersacher ohnehin nicht Alonso, sondern Romain Grosjean. Der hatte sich in der ersten Kurve an dem vor ihm gestarteten Webber vorbeigequetscht und sammelte mit dem zweiten Platz wichtige Punkte für Lotus in der Konstrukteurswertung ein. Der Franzose präsentiert sich in glänzender Verfassung und wird nach dem Abgang von Kimi Räikkönen 2014 der neue Nummer-eins-Fahrer bei Lotus sein. Während des Rennwochenendes verdichteten sich die Anzeichen, dass sein Garagennachbar dann Pastor Maldonado heißen wird und nicht Nico Hülkenberg. Der Venezolaner, der in dieser Saison erst einen mickrigen Punkt einfahren konnte, verliert sein Cockpit an den Brasilianer Felipe Massa, hat mit dem Ölkonzern PDVSA aber einen potenten Sponsor im Rücken.

Genau der fehlt Hülkenberg, der lange als aussichtsreichster Anwärter auf den Lotus-Sitz galt. Obwohl der 26 Jahre alte Sauber-Pilot, der in Texas nach einer erneut starken Leistung als Sechster über den Zielstrich fuhr, in dieser Saison sage und schreibe 47-mal so viele Punkte wie Maldonado geholt hat, droht er 2014 in die Arbeitslosigkeit zu rutschen.