Bisher ist noch alles, was Franz Beckenbauer angefasst hat, unter seinen Händen zu Gold geworden. Und wenn der populäre Schneeforscher nun sagt, der (bayerische) Mensch brauche Olympia, dann gilt das im Kreise der Münchner Bewerbung als ordentliches Pfund. Nun entscheidet aber nicht ein Kaiser über Münchens Olympiapläne, sondern der Souverän: 1,3 Millionen Menschen in den betroffenen Regionen des Freistaats stimmen an diesem Sonntag in einem Bürgerentscheid über das Schicksal der Idee „München 2022“ ab.

50 Jahre nach den Sommerspielen 1972 könnte sich Bayerns Metropole mit einem Wintermärchen noch einmal der Welt präsentieren, wahrlich eine große, wohl unbezahlbare Chance. Aber die Bedenken sind zumindest nachdenkenswert: Umweltschäden, Kostenexplosion, Gigantomanie – für ein paar Wochen Wintersport.

Für Thomas Bach und das Internationale Olympische Komitee bezieht sich das „Schneller, höher, stärker“ in erster Linie auf ihre unumstrittene Machtposition. Die Herren der Ringe müssen aber in demokratischen Ländern damit leben, dass der Bürger ein Mitspracherecht hat. Nur wenn Scheichs, Diktatoren oder Autokraten die Spiele erwerben, ist jeder Widerspruch zwecklos.

Es kann am Sonntag ein enges Rennen werden. Aber am Ende entscheidet die Meinung der Mehrheit.

Sollte München tatsächlich scheitern, könnte sich Hamburg neue Hoffnungen auf Olympia machen. Aber nur, wenn die Hanseaten eindeutig hinter dem Projekt stehen. Das olympische Feuer zu wecken wäre dann die wichtigste Aufgabe der Planer.