Buxtehudes neue Kreisläuferin Ulrika Ågren trifft am Sonnabend im Europacup ein Stück Heimat

Buxtehude. Ein paar Wochen hat Ulrika Ågren noch Gnadenfrist. Spätestens Ende Dezember, wenn sie von der Handball-WM in Serbien zurück ist und die Bundesliga-Rückrunde beginnt, wird nur noch deutsch gesprochen beim Buxtehuder SV, da hat sich Trainer Dirk Leun festgelegt. Aber wenn der Lernprozess mit der Sprache ähnlich schnell verläuft wie der auf dem Spielfeld, dann sollte es keine Verständigungsschwierigkeiten geben: „Wenn man es vergleicht, wie es war, als sie im Juli zu uns kam, ist ihre Entwicklung enorm“, sagt Leun, „mit ihrem Ideenreichtum, ihrer starken Persönlichkeit und ihrem Spielverständnis ist sie ein großer Gewinn für uns.“

Am vergangenen Mittwoch zum Beispiel beim 41:25-Sieg gegen die HSG Blomberg-Lippe. Viermal warf Ågren aufs Tor, viermal traf sie. Mindestens genauso wertvoll war ihre Arbeit in der Abwehr. Nach 40 Minuten Spielzeit schließlich durfte die Kreisläuferin ihre Kräfte für den Sonnabend schonen. Dann beginnt um 16 Uhr in der Halle Nord die Saison im Europapokal der Pokalsieger gegen Lugi HF Lund.

Für Ågren, 26, ist es der erste Vergleich mit einem Club aus ihrer schwedischen Heimat, seit sie vor drei Jahren nach Esbjerg in Dänemark wechselte und ihrer Karriere so einen entscheidenden Schub gab. Zweimal wurde sie in der Folge ins All-Star-Team der dänischen Liga berufen und schließlich auch in die Nationalmannschaft. Der Wechsel zum Spitzenklub Randers im vergangenen Jahr versprach die logische Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte zu werden. „Aber mit meiner Art zu spielen, passte ich nicht in dieses Team“, erzählt Ågren.

Für den BSV war das wohl ein Glücksfall. Der zweite war, dass Ågrens dänischer Freund Henrik Toft Hansen, natürlich ist auch er ein Kreisläufer, vom benachbarten HSV umworben wurde. „Der Wechsel nach Buxtehude war eine Entscheidung für Henrik, aber auch für diese Mannschaft“, sagt Ågren.

Anders als Toft Hansen kann sie nicht behaupten, in die stärkste Liga der Welt gewechselt zu sein. „In Randers war das individuelle Niveau ihrer Mitspielerinnen deutlich über dem bei uns“, sagt Leun, „bei uns ist Ulrika stärker gefordert, gerade wenn es darum geht, Sperren zu stellen.“ Zumal Ågrens Positionskollegin Marcella Deen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls erst im Dezember zurückerwartet wird.

Ågren hat nicht enttäuscht, und sie selbst ist es auch nicht. Überhaupt sei es in Deutschland „viel schöner, als ich es erwartet hatte“. Die Nachbarn in Hamburg-Othmarschen, wo sie und Toft Hansen wohnen, seien sehr zuvorkommend, die Mannschaft in der Lage, auch gegen Spitzengegner zu bestehen, und die Atmosphäre in der Halle Nord viel enthusiastischer, als sie es aus Schweden kenne: „Dort klatschen die Zuschauer brav Beifall, aber es wird nicht geschrien oder getrommelt.“

Kein Grund also, sich vor dem Rückspiel am kommenden Sonntag in Lund zu ängstigen – vorausgesetzt, Buxtehude wirft im 75. Europapokalspiel der Vereinsgeschichte einen brauchbaren Vorsprung heraus. Immerhin: Lund ist im Pokalsiegerwettbewerb vor zwei Jahren bis ins Halbfinale vorgestoßen. „Aber auch wir haben in dieser Saison bewiesen, dass wir die Stärksten schlagen können“, sagt Ågren: „Allerdings muss jeder im Team alles geben.“ An ihr dürfte es nicht scheitern.