Hamburg. Ein Trainer, der seiner Mannschaft trotz eines 2:1-Sieges gegen den Tabellenführer Arbeitsverweigerung vorwirft, ist entweder größenwahnsinnig – oder ein großartiger Motivator. Die Hockeyherren des Harvestehuder THC bemühten sich nach ihrem Erfolg über den Mannheimer HC am Sonnabendnachmittag nach Kräften, ihrem Coach Christoph Bechmann den zweiten Teil der eingangs aufgestellten These zu attestieren. „Bechi neigt manchmal zu drastischen Aussagen. Aber er hat in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden, um uns zu verdeutlichen, um was es geht“, sagte HTHC-Nationalspieler Tobias Hauke.

Der ehemalige Nationalstürmer verglich in einer denkwürdigen Pausenansprache den Auftritt seines Teams mit dem von B-Jugendlichen und forderte, in den zweiten 35 Minuten das wahre HTHC-Gesicht zu zeigen. Tatsächlich hatten die Schwarz-Gelben im ersten Durchgang gegen flott und sicher, aber keinesfalls überragend kombinierende Mannheimer all die Tugenden vermissen lassen, die sie in die Spitzengruppe der Bundesliga geführt haben. Es wurde mit viel zu wenig Tempo attackiert und angegriffen, „wir waren nicht ballsicher und haben zu wenig kombiniert“, sagte Hauke. Torhüter Tobias Walter war es zu verdanken, dass anstelle eines 0:3-Rückstandes lediglich ein Eckengegentor durch Tomas Prochazka im Spielbericht stand.

Nach Bechmanns Ansprache kam ein verwandeltes HTHC-Team zurück auf den blauen Kunstrasen. Zwar verdiente die Partie auch in der zweiten Halbzeit selten das Prädikat „Spitzenspiel“, doch immerhin hielten die Hamburger nun den Druck hoch, pressten den Gegner in dessen Hälfte und kamen zu Torchancen, von denen Hauke (45.) und Johan Björkman (60.) zwei nutzten, um das Spiel zu drehen. Und hätte statt Abwehrspieler Richard Dawson-Smith zwei Minuten vor Spielende ein Stürmer freigestanden, als Michael Körper einen Traumpass in die Mitte spielte, hätte sich Bechmann sogar vor dem Schlusspfiff zurücklehnen können.

Durch den 3:1-Sieg am Sonntag im Nachholspiel gegen den Nürnberger HC, herausgeschossen durch Tore von Körper (2) und Moritz Fuhrmann, übernahm der HTHC wieder die Tabellenführung, die er schon bis Anfang Oktober innegehabt hatte. Bechmann und seine Spieler freuten sich angesichts des schweren Restprogramms bis zur Winterpause mit Spielen in Köln, Mülheim und gegen den Lokalrivalen Uhlenhorster HC, der am Sonnabend 4:3 in Nürnberg siegte, über die Momentaufnahme. „Für uns ist es wichtig, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen“, sagte Hauke, der einräumte, dass zur körperlichen Müdigkeit nach dem sechsten Doppelwochenende in Folge auch eine mentale Erschöpfung Einzug gehalten habe. Ständig der Gejagte zu sein, das sei für die Mannschaft eine noch ungewohnte Situation. „Daraus resultieren dann solche Leistungen wie in der ersten Halbzeit“, sagte Kapitän Christopher Borchard, „wichtig aber war, dass wir uns selbst aus dieser Lage herausgezogen haben.“

Bechmann hatte für die zwei Gesichter seines Teams eine einleuchtende Erklärung. „Das ist Kopfsache. Wenn man etwas wirklich will, schafft man es auch.“ Was sie wollen, daran muss der Trainer seine Jungs in der Halbzeit eindrucksvoll erinnert haben.