Boxprofi Jack Culcay gewinnt den Rückkampf gegen Guido Pitto und wünscht sich kein drittes Duell

Oldenburg. Da muss man sich also 24 Runden lang hauen, um zu einer einfachen Erkenntnis zu gelangen. „Der Pitto ist nach dem Kampf in meine Kabine gekommen und hat sich bedankt. Der ist eigentlich ein Supertyp“, sagte Jack Culcay am Sonntagmorgen in der EWE-Arena. Der Pitto, das war der argentinische Gegner des Hamburger Halbmittelgewichts-Boxprofis vom Berliner Sauerland-Team, der auf den schönen Vornamen Guido Nicolas hört und der im April dieses Jahres in der Sporthalle Alsterdorf die Frechheit besessen hatte, dem aufstrebenden Amateurweltmeister von 2009 dessen erste Profiniederlage beizubringen.

Als Punktpleite steht der Kampf in Culcays Rekord, obwohl der 28-Jährige der vertretbaren Meinung war, das erste Duell nicht verloren zu haben. Weil zudem ein Mann mit der Ambition, einmal Profiweltmeister zu werden, gegen einen Boxer von Pittos Qualität nicht verlieren sollte, war ein Rückkampf angesetzt worden. 3500 Fans in der ausverkauften Halle sahen zwölf Runden, die sich von den zwölf in Hamburg vor einem halben Jahr nicht großartig unterschieden. Bis auf das Urteil, das dem gebürtigen Ecuadorianer einen einstimmigen Punktsieg (117:112, 115:113, 115:113) zusprach.

Culcay versuchte, sich besser zu bewegen, aggressiver zu schlagen und sich weniger treffen zu lassen als im ersten Duell, doch über weite Strecken des gutklassigen Kampfes gelang ihm das zu selten. Man traut Pitto, der mit seinem blassen Teint und dem leicht tumben Gesichtsausdruck eher wie ein britischer Trunkenbold wirkt als wie ein argentinischer Pampastier, nicht unbedingt zu, einem schnellen, schlagstarken und technisch perfekt ausgebildeten Mann wie Culcay Paroli bieten zu können. Doch der in Madrid lebende 26-Jährige schaffte es erneut, seinen Größenvorteil von acht Zentimetern zu nutzen und die Distanz derart zu überbrücken, dass der Gegner nur selten Wirkungstreffer anbringen konnte.

Culcays Trainer Fritz Sdunek sah den entscheidenden Unterschied, der seinem neuen Schützling, den er vor dem ersten Pitto-Kampf spontan übernommen hatte, den Sieg einbrachte, in dessen körperlicher Verfassung. „Daran haben wir hart gearbeitet. Jack ist nicht so oft stehen geblieben. Aber er hat es sich schwergemacht, weil er ihn unbedingt ausknocken wollte und dadurch viel Kraft vergeudet hat“, sagte der 66-Jährige. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis war die Anwesenheit von Vater Roberto, der den Sohn bei all dessen Kämpfen in der Ecke betreut, aber das erste Pitto-Match aus persönlichen Gründen verpasst hatte. „Er hat mir Sicherheit gegeben“, sagte Culcay.

Moritz Klatten, Manager und Athletikcoach in Personalunion, freute sich darüber, dass sein Schützling „wieder auf dem richtigen Weg“ ist. Dass dieser mittelfristig zum WM-Kampf führen soll, stellte Promoter Kalle Sauerland klar. „Dafür haben wir ihn verpflichtet“, sagte er. Bereits im Dezember soll Culcay wieder im Ring stehen. Ein drittes Duell mit Pitto wird es allerdings weder dann noch irgendwann geben. „Das ist nicht notwendig, denn es gibt nichts mehr zu klären“, sagte Sauerland, und der im 16. Profikampf zum 15. Mal siegreiche Culcay ergänzte: „Nach meiner Rechnung habe ich ihn jetzt zweimal besiegt.“ Da kann der Pitto noch so ein Supertyp sein. Im Ring wiedersehen muss Jack Culcay ihn nicht.