Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Ob Sebastian Vettel nun schon an diesem Sonntag in Indien Weltmeister wird oder erst eine Woche später in Abu Dhabi, ist eine lässliche Frage. Denn in jedem Fall wird der Formel-1-Rennfahrer von der Bergstraße in dieser Saison seinen vierten Titel einfahren. Auch wenn immer noch einige Beobachter am wahren Leistungsvermögen des Schumacher-Wiedergängers zweifeln. Denn gewiss vollbringt Fernando Alonso mit seinem technischen unterlegenen Ferrari fahrerische Wunder, und natürlich ist Mercedes-Chauffeur Lewis Hamilton ein Teufelskerl hinter dem Lenkrad.

Aber Vettel, 26, dem auch ein zauseliger Bart den jugendlichen Lausbubencharme nicht nehmen kann, hat dieses rasende Jahrzehnt geprägt. Den Vorsprung durch Technik, den ihm sein genialer Designer Adrian Newey Jahr für Jahr auf die Räder stellt, muss ein Champion erst einmal auf der Rennstrecke umsetzen. Vettel kann das. Er sammelte in fünf Jahren fast 400 Punkte und 25 Siege mehr als Mark Webber mit dem gleichen Auto.

Der Primus der Vollgasbranche hat Standards gesetzt. Kein anderer Fahrer tüftelt so lange mit seinen Ingenieuren, kein anderer Fahrer schafft es, im Training und im Rennen auf den Punkt die Bestform abzurufen. Und, entscheidend in einem technischen Sport: Keiner macht weniger Fehler. Die Ursachen für Vettels Siegesserie liegen auch bei der Konkurrenz: Ferrari entwickelt rückwärts, Mercedes zieht Pannen magisch an, McLaren produziert einen Flop. Bei jedem Grand Prix sehen andere Fahrer und Autos auf der Piste gut aus. Nur einer ist immer dabei: Sebastian Vettel. Ein würdiger Champion.