Die beiden Volleyballtalente Nina Braack und Moana Behrens bestreiten an diesem Sonnabend das erste Heimspiel mit dem VT Aurubis. Nebenbei pauken die extrovertierten Blondinen für Schule und Studium.

Hamburg. Viel Schlaf haben Moana Behrens und Nina Braack seit der 0:3-Niederlage bei den Roten Raben Vilsbiburg nicht bekommen. Zwischen dem Saisonauftakt am Mittwoch und dem ersten Bundesliga-Heimspiel der Volleyball-Frauen des VT Aurubis an diesem Sonnabend (18 Uhr) gegen den VC Wiesbaden in der heimischen CU-Arena blieb kaum Zeit, die verlorene Erholung nachzuholen. Denn die beiden Jungprofis trainierten seitdem nicht nur fleißig, sondern paukten nebenher auch für Schule und Studium.

„Für diese große Chance nehme ich das gerne in Kauf“, sagt Nina Braack, 20, die auf der Busreise von Bayern zurück nach Hamburg in der Nacht zum Donnerstag nur rund drei Stunden geschlafen hatte. Die Sportlerin studiert im dritten Semester Medien-, Sport- und Eventmanagement an der Europäischen Medien – und Business-Akademie (EMBA) in Hamburg.

Gemeinsam mit Moana Behrens, 18, die zurzeit die 13. Klasse der Stadtteilschule am Alten Teichweg besucht, hat Nina Braack vor der Saison den Sprung vom Nachwuchsteam in den Bundesligakader des VT Aurubis geschafft. Ein Traum, der wahr geworden ist. „Ich bin ja nicht wirklich die Größte“, sagt die mit 1,73 Metern für eine Volleyballspielerin eher kleine Moana Behrens. „Da ist es ist wirklich unglaublich, dass es geklappt hat.“ Sie hat bereits in der vergangenen Saison Bundesliga-Erfahrung gesammelt, als sie die verletzte Libera Julie Jasova vertrat.

Dass die beiden extrovertierten Blondinen im ersten Saisonspiel in Vilsbiburg noch nicht zum Einsatz gekommen waren, ist für sie kein Problem. „Wir sind noch die Küken im Team und müssen uns unsere Chance erst noch erarbeiten“, sagt Braack. Im Bundesligateam wehe eben ein ganz anderer Wind, an den sie sich erst noch gewöhnen müssten.

„Die Leistungsunterschiede sind im Vergleich zum Zweitligateam riesig. Das Tempo, die körperlichen Voraussetzungen und die Intensität im Training sind enorm“, erklärt Behrens. Trotzdem haben die beiden Nachwuchsspielerinnen ihren Platz im neu formierten Team gefunden. „Wir fühlen uns als gleichwertiges Mitglied in der Mannschaft, auch wenn Moana und ich die Jüngsten sind“, sagt Nina Braack. Nur drei Spielerinnen sind aus der vergangenen Saison im Kader geblieben, neun Neue dazugekommen. Nachdem Hauptsponsor und Namensgeber Aurubis, Europas größte Kupferhütte, den Etat vor der Saison um rund 30 Prozent für die nächsten drei Jahre eingeschmolzen hat, richtete sich der Verein neu aus. Das Ziel heißt jetzt: Talente fördern und fordern. „Nina hatten wir schon länger im Blick“, erklärt Trainer Helmut von Soosten, „und auch Moana hat sich eine Chance verdient. Wir sind froh, dass wir Talente des VT Aurubis in die Mannschaft integrieren können.“ Der Coach verspricht sich von Braack als Diagonalspielerin einiges in der Offensive, bei Libera Behrens schätzt er die Defensivstärken.

Die Doppelbelastung der Nachwuchsspielerinnen unterstützt der Verein ebenso wie Universität und Schule. „Natürlich hätten wir Moana und Nina gerne bei allen Einheiten dabei, aber wir helfen den beiden in ihrer derzeitigen Situation gerne“, sagt von Soosten. Wegen der Vorlesungen verpasst die Tochter des früheren Nationalspielers Hauke Braack, 50, der mit dem HSV viermal Deutscher Meister und viermal Pokalsieger sowie 1988 Volleyballer des Jahres wurde, das Vormittagstraining. „Zum Glück haben wir uns auf die Saison in den Semesterferien vorbereitet, deshalb konnte ich voll mittrainieren. Jetzt hole ich die Einheiten im Fitnessstudio nach.“ Moana Behrens, die wie Braack vorerst einen Einjahresvertrag bekommen hat, trainiert vormittags in ihrer Schule am Alten Teichweg, die Leistungssportler gezielt fördert.

Nina Braack weiß, wie wichtig ein abgeschlossenes Studium sein kann: „Im Frauen-Volleyball lässt sich leider nicht viel Geld verdienen. Davon kann man nach der Karriere nicht leben. Und darauf will ich vorbereitet sein.“ Schon mit 15 Jahren war sie zum Hamburger Volleyballclub gekommen, spielte in der Saison 2010/2011 für das Zweitliga-Team des VC Olympia Dresden. Seit ihrer Rückkehr nach Hamburg wohnt Braack wieder bei ihren Eltern in Quickborn. „Das ist wie im Fünf-Sterne-Hotel: Der Kühlschrank ist voll, die Wäsche wird gemacht. Da kann ich mich optimal aufs Volleyballspielen konzentrieren“, sagt die gebürtige Frankfurterin und schmunzelt.

Moana Behrens wohnt zwar nicht mehr bei ihren Eltern in Vorder-Neuendorf bei Itzehoe, wird dafür aber regelmäßig von ihrem Freund bekocht. „Wenn ich abends zu ihm fahre, steht das Essen oft schon auf dem Tisch. Das ist nach einem langen Tag perfekt“, sagt die 18-Jährige, die sich nach dem Abitur erst einmal auf den Sport konzentrieren will. Irgendwann werde sie sicher noch Lehramt studieren, „doch das hat noch Zeit, ich bin ja noch jung“.

Zunächst hoffen die beiden Neulinge am Sonnabend aber auf eine erfolgreiche Heimpremiere – am besten auf dem Feld. „Moana und ich wissen, dass wir uns noch gedulden müssen, aber wir stehen bereit“, sagt Braack. Und das auch ohne viel Schlaf.