Schwechat. Da standen sie, glücklich lächelnd, den Blumenstrauß in der Hand, stolz darauf, den ersten EM-Titel für die deutschen Damen seit 15 Jahren gewonnen zu haben: Han Ying, Shan Xiaona, Jiaduo Wu, Petrissa Solja und Kristin Silbereisen. Mit 3:1 hatte sich die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) am Montag im österreichischen Schwechat gegen Rumänien durchgesetzt.

Neben den Frauen holten auch die Männer am Montag EM-Gold, zum sechsten Mal in Folge. Erstmals stellt der deutsche Verband damit beide Mannschaftseuropameister.

Drei gebürtige Chinesinnen standen im Team von Bundestrainerin Jie Schöpp, die selbst in China geboren wurde. Han und Shan waren die Stützen der Mannschaft auf dem Weg zum fünften EM-Triumph. Im bevorstehenden Einzelturnier geht auch noch Zhenqi Barthel für den DTTB an den Start.

In die Freude über den Erfolg mischten sich auch kritische Stimmen zu dem angeblichen „Spielerinnen-Import“, der die Entwicklung deutscher Talente behindern würde. DTTB-Thomas Weikert hat deshalb den Einsatz der gebürtigen Chinesinnen verteidigt: „Im Präsidium gibt es seit Jahren einen Beschluss, dass wir für niemanden einen vorzeitigen Antrag auf Einbürgerung stellen. Wer jedoch nach acht Jahren in Deutschland eingebürgert wird, hat nicht nur alle Pflichten als deutscher Staatsbürger, sondern auch alle Rechte – auch, für die Nationalmannschaft zu spielen.“

Weiter erklärte er: „Unter den besten fünf Athletinnen sind in Deutschland nun mal drei, die in China geboren wurden. Wenn wir ihnen wegen ihrer Herkunft eine EM-Teilnahme verbieten würden, obwohl sie alles dafür getan haben, um für uns zu spielen, dann stecken wir ganz schnell in einer Ecke, in der wir gar nicht sein wollen.“ Bei der WM 2014 in Tokio sind die Chinesinnen nicht spielberechtigt. Sie dürfen nur bei EM- und Olympia-Turnieren starten.

Der europäische Verband ETTU beschloss, ab der EM 2014 die Damen- und Herrenwettbewerbe von zwölf auf künftig 16 Teams aufzustocken. In Portugal findet erstmals eine Mannschafts-EM ohne Einzeltitelkämpfe statt.

Am Dienstag setzte sich Benedikt Duda in der Einzelqualifikation gegen den Slowenen Uros Slatinsek mit 3:1 durch. Zuvor besiegten Duda und EM-Sieger Franziska im Doppel die Brüder Marios und Yiangos Yiangou aus Zypern mit 3:0. Die Qualifikation wird an diesem Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt, die Hauptrunde mit den Topspielern beginnt Freitag.