Der Westfale Willi Schulz gilt bis heute als größtes HSV-Idol der 60er Jahre nach Uwe Seeler. Heute feiert der eisenharte Verteidiger und frühere Kapitän der deutschen Nationalmannschaft seinen 75. Geburtstag.

Hamburg. Was hat der große Pelé über den beinharten Westfalen geschimpft. „Das Leben könnte so schön sein, wenn es diesen säbelbeinigen Schulz nicht gäbe“, fluchte der brasilianische Sportler des Jahrhunderts einst über seinen hartnäckigen Gegenspieler.

Als kompromissloser Ausputzer kämpfte sich Willi Schulz in die Herzen der deutschen Fußball-Fans und wurde zur Club-Legende des HSV. Am heutigen Freitag wird „World-Cup-Willi“ 75. Als Willi Schulz 1965 von Schalke 04 nach hamburg wechselte, konnte der junge Nationalspieler nicht ahnen, dass er zum größten HSV-Idol der 60er Jahre nach Uwe Seeler aufsteigen würde.

Er, der Westfale mit dem typischen Slang, den er auch nach 48 Jahren in der Hansestadt noch nicht völlig abgelegt hat. „Ich erinnere mich noch, als wir damals nach seinem ersten Auswärtsspiel mit dem Zug zurück über die Elbbrücken fuhren. Und Willi ganz trocken sagte: Jetzt habe ich meine Elbe wieder, jetzt bin ich wieder glücklich“, sagte Seeler Jahrzehnte später.

Schulz ist bis heute leidenschaftlicher Hamburger und vor allem HSVer. Das war nicht immer so. Zum Nationalspieler wurde der gebürtige Wattenscheider beim Amateurverein Union Günnigfeld, ehe er 1960 zu Schalke wechselte. Doch nach fünf Jahren bei Königsblau hatten sich die Qualitäten des Defensivspielers auch im Norden der Republik herumgesprochen. „Ehe ich von Schalke weggehe, lasse ich mir beide Beine abhacken“, sagte Schulz und wies aufkommende Wechselgerüchte mit Vehemenz zurück. In der folgenden Saison lief der kantige Verteidiger dann aber doch zweibeinig für den Ligarivalen HSV auf.

211 Bundesligaspiele für den HSV

66 Länderspiele bestritt der klassische Innenverteidiger zwischen 1959 und 1970, 20-mal führte er dabei die DFB-Elf als Kapitän aufs Feld. Schulz nahm an den Weltmeisterschaften 1962, ’66 und ’70 teil. In Anlehnung an das WM-Maskottchen des Turniers in England wurde Schulz „World-Cup-Willi“ genannt, ein Spitzname, der sich bis heute gehalten hat.

Im April 1973 beendete er seine Karriere nach 211 Bundesligaspielen für den HSV mit einem Abschiedsspiel gegen eine Weltauswahl. Nach dem Rücktritt von Uwe Seeler ein Jahr zuvor war er in seinem letzten Karrierejahr eine der wichtigsten Säulen der Hanseaten im Abstiegskampf und führte dabei auch die jungen Talente Manfred Kaltz, Caspar Memering, Rudi Kargus und Peter Hidien an die Mannschaft heran.

Nach der Karriere ein scharfzüngiger Kolumnist

Der Keim für die großen HSV-Erfolge Anfang der 80er Jahre war damit gelegt. Nach dem Ende seiner Laufbahn mit insgesamt 263 Bundesligaspielen kam Schulz im Automatengeschäft und als Versicherungskaufmann zu Wohlstand. Dem Fußball ist Schulz auch nach seiner großartigen Laufbahn immer treu geblieben. Nicht als Funktionär oder als Trainer, Schulz war jahrelang als scharfzüngiger Kolumnist für eine Sonntagszeitung tätig.

Erst vor neun Jahren folgte er dem Ruf der HSV-Mitglieder und ließ sich in den Aufsichtsrat seines Vereins wählen. „Wenn die Not am größten ist, muss man helfen und darf sich nicht verweigern“, begründete er 2004 seinen Schritt in das Kontrollgremium des Vereins. Mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten wurde er in den Aufsichtsrat gewählt und bekleidete dort bis 2009 den stellvertretenden Vorsitz.