Anna Mauelshagen ist die Überraschung im neuen Damenhockey-Bundesligateam des HTHC

Hamburg. Eigentlich war alles ja ganz anders geplant gewesen. Nach einer ausgiebigen Reise durch Mittel- und Südamerika wollte Anna Mauelshagen am 20. September nach Kiel zurückkehren und sich auf den Endspurt ihres Medizinstudiums vorbereiten, das sie im Frühjahr 2014 abzuschließen gedenkt. Nebenbei wollte sie ihrer Führungsrolle im Regionalliga-Hockeyteam des Kieler HTC gerecht werden.

Doch dann kam im Juni die Anfrage aus Hamburg. Die Damen des Harvestehuder THC, die in der Saison 2012/13 erst am letzten Spieltag dem Abstieg aus der Bundesliga entronnen waren, suchten ambitionierte Neuzugänge. Und weil Anna Mauelshagen neugierig war, ob sie den Sprung in den Leistungssport schaffen könnte, trägt sie seit Mitte August nun das schwarz-gelbe Trikot des Traditionsvereins vom Voßberg, der an diesem Wochenende Eintracht Braunschweig (Sa., 16.30 Uhr) und den Berliner HC (So., 14.30 Uhr) empfängt.

Die ersten sieben Bundesligapartien sind mittlerweile absolviert, und es ist schwer zu sagen, wer von den bisherigen Eindrücken mehr überrascht ist, die Neue oder ihr neuer Verein, der mit acht Punkten immerhin Tabellenplatz acht belegt. Von der Lernenden hat sich die 25-Jährige schnell zur Stammspielerin entwickelt. „Ich wusste nicht, was mich erwartet. Natürlich ist die Geschwindigkeit in der Bundesliga viel höher, ebenso der Leistungsdruck. Aber ich habe gemerkt, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann, und darüber bin ich sehr froh“, sagt Mauelshagen, die trotz defensiver Rolle schon zwei Tore beisteuern konnte.

Sich schnell an neue Begebenheiten anzupassen, diese Eigenschaft bezeichnet die gebürtige Schwarzwälderin als ihre größte Stärke. Gelernt hat sie dies einerseits im Umgang mit ihren vier Geschwistern, aber auch im Hockey, das sie als Achtjährige beim HV Schwenningen begann. Um sich zu verbessern, pendelte sie als 13-Jährige regelmäßig ins gut 100 Kilometer entfernte Stuttgart, um beim HTC Stuttgarter Kickers zu spielen. Nach vier U16-Länderspielen verschoben sich jedoch die Prioritäten, die berufliche Ausbildung stand im Vordergrund. Nach je einem Jahr in England und Australien begann sie ihr Studium in Mainz, es folgten der Wechsel nach Kiel und diverse Auslandspraktika, die beeindruckendsten Stationen waren Tansania und Sansibar. Seitdem hat Anna Mauelshagen den Wunsch, gemeinsam mit ihrem Vater für die Aktion Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten.

Eine wie sie lässt sich auch auf dem Hockeyfeld ungern in Schablonen pressen. In Kiel war sie die zentrale Figur des Spiels, sie übernimmt gern Verantwortung, ohne ausdrücklich danach zu streben. Natürlich hat sie akzeptiert, beim HTHC zunächst eine Nebenrolle zu bekleiden, ursprünglich ging ihre Planung über die Hinrunde nicht hinaus. Aber da sie sich längst heimisch fühlt, will sie mindestens die Saison in Hamburg beenden. Was danach kommt, lässt sie auf sich zukommen. Das scheint sinnvoll, denn dass sie willens ist, Pläne spontan umzuwerfen, hat Anna Mauelshagen längst bewiesen.