Elia scheiterte beim HSV, bei Juventus Turin und galt lange auch bei Werder Bremen als Fehleinkauf. Nach seinem Doppelpack gegen Nürnberg lobte Trainer Dutt den Niederländer trotz dessen Vorgeschichte.

Bremen. Erst formte Eljero Elia ein Herz für seine Freundin, dann stürmte er in die Arme von Robin Dutt. Das Bremer Sorgenkind befreite sich mit seinem ersten Doppelpack (34./66. Minute) für Werder von einer Zentnerlast.

Der Dank galt seinen beiden Stützen – der Lebensgefährtin und dem neuen Trainer mit dem großen Verständnis für seine Eskapaden der Vergangenheit. „Die schweren Gedanken an die torlose Zeit sind jetzt weg. Ich muss das Gefühl weiter aufbauen, wieder ein torgefährlicher Spieler zu sein“, sagte Elia. „Der Trainer gibt mir sehr viel Vertrauen“.

Der Werder-Coach lobte nach dem 3:3 (2:1)-Spektakel gegen den 1. FC Nürnberg die Einstellung des ehemaligen HSV-Profis. „Ich kenne ihn erst seit drei Monaten und er hat eine tolle Mentalität im Training“, sagte Dutt. Er kenne die ganze Vorgeschichte des flinken Flügelstürmers, ob beim HSV, in Italien oder wie zuletzt an der Weser, als „Elli“ nach einer nächtlichen Spritztour mit Marko Arnautovic bis zum Ende der vergangenen Saison suspendiert wurde.

Der Österreicher wurde abgegeben, der Niederländer bekam eine zweite Chance und scheint sie zu nutzen. Nun ist die Ladehemmung endlich überwunden – mit seinen ersten beiden Punktspiel-Toren für die Bremer. Und dem ersten Treffer in der Liga seit dem 17. Dezember 2010 – damals noch für den HSV.

Und das, obwohl Elia seit Tagen starke Knöchelschmerzen verspürt und sich sogar vor der Partie im Krankenhaus behandeln ließ. Bis zur 83. Minute biss er auf die Zähne. Wird der bunte Vogel, der in Hamburg mehr durch seine vielen Stunden im Tätowierstudio als durch Extra-Schichten auf dem Trainingsgelände auffiel, langsam erwachsen?

„Auf dem Pass ist er es schon lange“, sagte Dutt über den 26-Jährigen: „Er ist jetzt Familienvater, vielleicht kann er Situationen besser einordnen.“ Zudem scheint die Chemie zwischen den so ungleichen Typen zu stimmen: „Es gibt Menschen, die mögen sich halt. Ich mag ihn als Typ.“ Der schnelle und sensible Nationalspieler brauche aber auch eine differenziertere Ansprache als manch anderer, räumte Dutt ein. Und sei noch lange nicht da, wo er ihn hinhaben wolle.

Ebenso wie der WM-Zweite von 2010 kann der zuletzt arg gescholtene Torwart Sebastian Mielitz auf das Vertrauen der Werder-Führung bauen. „Chapeau, es ist so viel auf ihn eingeprasselt. Dass er das menschlich wegsteckt“, sagte Dutt zu der mentalen Leistung des Schlussmannes, der ebenso wie Elia gut mit der Kritik von außen umgegangen sei.

Als junger Torhüter sollte man Mielitz die Chance geben, sich in seiner zweiten Bundesliga-Saison zu behaupten. Der 24-Jährige verhinderte nach einer guten Leistung beim Nordderby nun die drohende Niederlage gegen immer stärker werdende Franken.