Der Argentinier Ignacio del Castillo und Craig Haley aus Südafrika verstärken die Hockeyherren des Clubs an der Alster und machen in Hamburg lehrreiche Erfahrungen

Hamburg. Wie gut es den Deutschen geht, das konnte Ignacio del Castillo vor einigen Tagen bei einem nächtlichen Spaziergang durch Hamburgs Straßen feststellen. Er war zu einer Party bei einem Mannschaftskollegen eingeladen und entschied sich, den Rückweg zu Fuß anzutreten. Während der 30 Minuten, die er marschierte, konnte er telefonieren, ohne seines Smartphones beraubt zu werden, und er konnte den Blick stets geradeaus richten, ohne Angst zu haben, dass ihn ein Angreifer von hinten attackieren würde. „In meiner Heimat wäre so ein Spaziergang lebensgefährlich“, sagt der 25-Jährige.

Ignacio del Castillo kommt aus Rosario, einer Millionenstadt in Argentinien. Seit Anfang August ist er Mitglied des Clubs an der Alster, um bei dessen Bundesligaherren seine Hockeyfähigkeiten zu verbessern. „Ich wollte schon immer nach Deutschland, weil das die stärkste Liga der Welt ist“, sagt er. Nachdem er sein Ingenieursstudium abgeschlossen hatte, erfüllte er sich seinen Traum. Über den Kontakt eines Bekannten kam er zu Alster – und findet sich mit jedem Tag in der neuen Kultur besser zurecht. Auf dem Hockeyfeld lernt der Mittelfeldspieler schnell, „die Trainingsintensität ist vergleichbar mit der in Argentinien“, sagt er. In Deutschland werde allerdings wesentlich athletischer gespielt. „Ich hatte große Bedenken, ob ich in der Bundesliga mithalten könnte. Aber das Team hat es mir leicht gemacht, und da ich einen Sprachkurs besuche, kann ich mittlerweile auch einiges verstehen. Ich habe noch viel Arbeit vor mir, aber ich bin guter Hoffnung“, sagt er.

Spannender ist für den Südamerikaner die Annäherung an die deutsche Kultur. Was Castillo am meisten beeindruckt, ist die Gesetzestreue der Einheimischen, die er besonders im Straßenverkehr zu schätzen weiß. „In Argentinien kannst du nie damit rechnen, dass ein Auto für Fußgänger anhält. Hier stoppt jeder an einer roten Ampel. Das finde ich sehr angenehm“, sagt er.

Craig Haley muss schmunzeln, wenn er seinem Teamkollegen, der sehr gut Englisch spricht, zuhört. Haley ist der zweite Exot im Alster-Trikot neben del Castillo. Der südafrikanische Nationalspieler hat dessen Erfahrungen schon in der Saison 2009/10 gemacht, als er für den Zweitligaclub Großflottbek spielte. Danach war der 28-Jährige in Australien tätig und in den Niederlanden, doch als über seinen damaligen Flottbeker Mitspieler Stefan Witte der Kontakt zu Alster entstand, musste er nicht lange überlegen. „Für mich war das ein bisschen wie die Rückkehr nach Hause“, sagt der studierte Meeresbiologe, der wie del Castillo im Internat des Clubs an der Hallerstraße wohnt.

An das deutsche Hockeysystem hat sich der Stürmer gewöhnt, die Sprache ist für ihn die größte Hürde, aber auch er ist von der Herzlichkeit der Mitspieler überwältigt, die er mit vielen Toren zurückzahlen möchte. Dem Team, das mit fünf Punkten aus fünf Spielen durchwachsen gestartet ist, wäre diese Hilfe schon in den Heimspielen gegen Titelverteidiger Rot-Weiß Köln (Sa., 16 Uhr) und Vizemeister Mülheim (So., 14 Uhr) willkommen. „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, dann wird der Knoten platzen. Wir haben das Potenzial, die Topteams zu schlagen“, sagt Ignacio del Castillo. Das Anspruchsdenken Alsters hat er also bereits verinnerlicht.