Ein Kommentar von Rainer GrünbergEin Kommentar von Rainer Grünberg

An diesem Sonnabend stimmt das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Buenos Aires über den Ausrichter der Sommerspiele 2020 ab. Es könnte für die 103 IOC-Mitglieder diesmal die Wahl der Qual werden, wenn sie zwischen Istanbul, Madrid und Tokio zu entscheiden haben.

Favorit Madrid ist tief in die globale Finanzkrise verstrickt. Verschuldung wie Arbeitslosigkeit, rund 27 Prozent, sind hoch. Rom hat aus Gründen wie diesen seine Bewerbung frühzeitig zurückgezogen. Istanbul, wachsende muslimische Metropole zwischen Orient und Okzident, hat nach den Gewaltexzessen bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung seine einstige Rolle als Topkandidat eingebüßt. Zudem herrscht beim südlichen Nachbarn Syrien Krieg. Auch die vermehrten Dopingfälle türkischer Spitzensportler werden im IOC als Problem gesehen. Tokio wiederum leidet unter den Folgen der Atomkatastrophe in Fukushima im März 2011. Die Angst vor verseuchtem Wasser und radioaktiver Strahlung versuchten die Japaner erst kürzlich in einem Brief an das IOC zu entkräften. Zweifel bleiben.

Bei dieser Konstellation mag man beklagen, dass eine deutsche Bewerbung nicht vorlag. Weil schon die Austragung der Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro mit unkalkulierbaren Risiken behaftet ist, hätte das IOC vier Jahre später wahrscheinlich einen sicheren Hafen angesteuert. Hamburg wäre so einer gewesen. Die Lehre daraus: Will Deutschland wirklich wieder Olympia veranstalten, lohnt es sich, dem Motto der Spiele zu folgen: Dabei sein ist alles. Der Zuschlag folgt dann manchmal von ganz allein.