Jürgen Klinsmann kann sein erstes Ziel als US-Nationaltrainer erreichen. Bei einem Sieg in Costa Rica und entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz, wäre Amerika für die WM in Brasilien qualifiziert.

San Jose/Boston. Der Empfang für die „Gringos“ hätte frostiger kaum sein können, doch Jürgen Klinsmann präsentierte sich trotzdem mit seinem allzu typischen Grinsen. Selbst von zahlreichen Buhrufen und sogar Eierwürfen auf seine Mannschaft ließ sich der Nationaltrainer der US-Fußballer bei der Ankunft in San Jose nicht aus der Ruhe bringen. „Dies ist wahrscheinlich unser wichtigstes Spiel des Jahres. Wenn wir gewinnen, sind wir fast in Brasilien“, betonte Klinsmann vor dem Gipfeltreffen der WM-Qualifikation in Nord- und Mittelamerika am Freitag zwischen Spitzenreiter USA und dem Tabellenzweiten, Costa Rica.

Sein Team führt die Sechser-Gruppe mit 13 Punkten aus sechs Partien an, Costa Rica folgt mit elf Zählern. Mit einem Sieg dort können die Klinsmann-Schützlinge bereits das WM-Ticket buchen – sie sind dazu aber auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen. So müsste Mexiko daheim gegen Honduras unentschieden spielen und Panama darf nicht gegen Winfried Schäfers Jamaikaner gewinnen.

Team ist „wie eine Familie“

Doch die USA schauen nur auf sich selbst. Zwar konnten sie bislang noch nie ein WM-Qualifikationsspiel bei den „Ticos“ gewinnen, aber ihr deutscher Coach hat längst eine Winner-Mentalität verbreitet, die jeder verinnerlicht hat. „Dieses Team ist wie eine Familie. Wir haben jede Menge Spieler, die es mögen, hart zu arbeiten. Und wenn einer stolpert, ist der andere sofort zu Stelle und hilft aus – das macht uns stark“, betont Jermaine Jones von Schalke 04. Er gehört zu Klinsmanns Leistungsträgern – und auf ihn wird viel Arbeit zukommen.

„Wir erwarten ein intensiv geführtes Spiel mit viel Energie. Aber wir denken, dass wir die Qualität und die Einstellung haben, um drei Punkte anzustreben“, sagte Klinsmann. Mit dem blonden Schwaben schweben die Amerikaner auf einer Erfolgswelle wie nie zuvor. Seit dem 4:3-Erfolg am 2. Juni gegen eine ersatzgeschwächte deutsche Mannschaft in Washington haben sie alle Partien gewonnen – und sich im Juli auch den Gold Cup geholt. Ihre 12-Spiele-Sieges-Serie ist derzeit weltweit die längste – und Klinsmann will sie ausbauen. „Wir sind alle stolz darauf, Jürgen als Trainer zu haben. Unter ihm geht Amerika ganz klar in die richtige Richtung, wir sind jetzt ein besseres Team“, sagt Jones.

Rache für die Niederlage im Schnee

Wie stark die Amerikaner sind, wird sich am Freitag zeigen. Das Estadio Ricardo Saprissa Ayma mit seinen steil aufragenden Tribünen und frenetischen Fans gilt als Hölle – und die Gastgeber sind extra motiviert. Sie sinnen auf Revanche für den mit 0:1 verlorenen „Schneewalzer“ am 22. März in Denver. Bei nahezu irregulären Bedingungen und knöchelhohem Schnee gewannen die Gastgeber mit 1:0. Costa Rica legte Protest gegen die Wertung ein – vergebens. Er habe Gott nicht angerufen und um Schnee gebeten, meinte Klinsmann am Mittwoch rückblickend. Doch die Costa Ricaner konnten über diese Süffisanz nicht lachen.

Anders als in der Vergangenheit verweigerten sie den Gästen diesmal bei der Einreise den Zugang zu einem privaten Sektor des Flughafens, um den Einreiseprozess zu beschleunigen. Zudem wurden den Amerikanern keine Trainingsbälle zur Verfügung gestellt. Michael Bradley nahm’s gelassen. „Wir lieben es. Das macht die Freude auf das Spiel noch größer“, twitterte der Mittelfeldmann.