Augsburger schaltete mit einer ganz starken Leistung den Amerikaner John Isner aus

New York. Sehr großes Selbstvertrauen ist eine der Charaktereigenschaften von Philipp Kohlschreiber. Manche nennen den Augsburger auch großmäulig. Weil Ankündigungen und Leistung viel zu selten in seiner mittlerweile zwölfjährigen Profikarriere übereinstimmten. Besser als Platz 16 der Weltrangliste war er nie, nur ein Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier hat er in all den Jahren erreicht. Viel zu wenig für sein Potenzial. Am Montag nun unternimmt der fast 30-Jährige bei den US Open den nächsten Versuch. Jedoch: Die Auslosung wollte, dass er dabei auf den Topfavoriten Rafael Nadal (Spanien) trifft.

„Ich werde versuchen, eine neue Geschichte zu schreiben und so einen Spieler bei einem Grand-Slam-Turnier auch mal rauszuwerfen. Vielleicht kann ich den nächsten Schritt machen“, sagte Kohlschreiber nach dem beeindruckenden 6:4, 3:6, 7:5, 7:6 (7:5) im Drittrundenspiel gegen den US-Aufschlagriesen John Isner in der Nacht zum Sonntag. Das war wieder eine der Partien, in denen er sein großes Können zeigte. Seine Leistung gehörte nach Meinung des deutschen Davis-Cup-Spielers zu den zehn besten seiner Karriere. „Vielleicht auch zu den Top 5.“ Auch Nadal hat Respekt vor der Nummer 25 des Rankings: „Ich muss aggressiv gegen Philipp spielen, darf ihm nicht zu viel Zeit geben“, meinte der French-Open-Sieger, der in dieser Saison auf Hartplatz noch unbesiegt ist (18:0).

Im direkten Vergleich mit dem Spanier liegt „Kohli“ mit 1:9 Siegen zurück

Immer wieder hatte der Augsburger Highlight-Partien bei den großen Turnieren, münzte den Erfolg danach aber nie um. Schon im letzten Jahr schaltete er den amerikanischen Hoffnungsträger Isner wie diesmal bei dessen Heim-Grand-Slam zum Leidwesen von 22.500 überwiegend sehr patriotischen Fans aus und erwies sich damit als Spielverderber. Scheiterte danach aber gegen Janko Tipsarevic. 2009 gewann er in Paris gegen Novak Djokovic, 2008 in Melbourne gegen Andy Roddick. Und stets war danach Schluss.

Jetzt also Nadal. Wenn das Match gegen Isner in Sachen Nervenstärke und Form ein Indikator für das nächste Spiel wäre, müsste „Kohli“ trotz der vernichtenden Bilanz von nur einem Sieg (Halle/Westfalen 2012) in zehn Vergleichen mit dem Spanier nicht bange sein. Kohlschreiber zog sein Spiel konsequent durch und nutzte drei seiner vier Breakchancen. Nach einem Aufschlagverlust und einem 5:6-Rückstand im vierten Durchgang nahm der Stoiker dem an Position 13 gesetzten Isner (26 Asse) postwendend das Service wieder ab. „Vielleicht habe ich mit meiner Art zu spielen neue Fans gewonnen. Das versuche ich jetzt weiterzuleben“, sagte Kohlschreiber mit Blick auf die ultimative Herausforderung gegen Nadal, der in dieser Saison 56 von 59 Spielen gewonnen hat.