Neben Laura Ludwig/Kira Walkenhorst wurden Böckermann/Urbatzka deutsche Beach-Meister

Timmendorfer Strand. Wer ist deutscher Meister? Nicht nur der HSV, auch der FC St.Pauli! Dass die Lokalrivalen gleich zwei Titel auf einem Spielfeld feiern können – der Beachvolleyball macht es möglich. Laura Ludwig, 27, und Kira Walkenhorst, 22, hatten bei den Titelkämpfen in Timmendorfer Strand bereits am Sonnabend in eindrucksvoller Manier ihre erste gemeinsame Saison unter der HSV-Raute vergoldet. Am Sonntag dann sorgten Markus Böckermann und Mischa Urbatzka (St.Pauli/Nr. 3) mit ihrem Coup für die Krönung eines historischen Wochenendes im Hamburger Strandflugball.

Im Männer-Finale siegten die „Boys in (Gelb-)Brown“ mit 2:1-Sätzen (15:21, 19:21, 15:11) gegen die an Nummer zwei gesetzten Lars Flüggen/Alexander Walkenhorst (Berlin/Solingen). Böckermann verwandelte den dritten Matchball mit einem Longline-Smash, dann fielen sich „Böckeratzka“ in die Arme und ließen sich erschöpft, aber glücklich fallen. „Es fühlt sich gut an“, sagte Urbatzka trotz der Sektdusche. Der Respekt der Kollegen war dem gebürtigen Elmshorner, mit 30 Jahren der Senior auf der Smart Beach Tour, beim obligatorischen Abklatschen vor 6000 Zuschauern gewiss. Olympiasieger Jonas Reckermann, 34, jetzt beim Pay-TV-Sender Sky, bezeichnete Urbatzka sogar als „man of the match“: Mit gelungenen Abwehraktionen und Shots brachte der neue Bagger-König vom Kiez das seit 2010 agierende Duo in die Siegesspur. Zudem entnervte es Walkenhorst (2,05 m) mit variablen Aufschlägen. „Sie machen weniger Fehlerserien als früher und versuchen geduldig, taktisch und spielerisch eine Lösung zu finden“, lobte Trainer Bernd Schlesinger.

Und die WM-Neunten besannen sich auf St.-Pauli-Tugenden: Sie agierten gegen bessere Einzelspieler als harmonisches Team. Das galt fürs 2:1 im Halbfinale gegen Sebastian Fuchs/Marcus Popp sowie trotz Verletzungsauszeiten beim 2:1 im Viertelfinale ebenfalls gegen Flüggen/Walkenhorst. Nach der Freude über die Prämie, einen Kleinwagen im Wert von 10.000 Euro, erinnerten sich die neuen Meister an die Worte ihres Coaches: „Der Bart fällt, wenn eines meiner Teams einen Titel holt.“ Ans Rasierwerk machte sich auch Schlesingers Schützling Sebastian Dollinger, der sich mit Stefan Windscheif (Nr. 1) mit 2:0 im kleinen Finale schadlos hielt. Das Endspiel hatte das HSV-Duo beim 0:2 gegen Flüggen/Walkenhorst verpasst. Die Feier mit Schlesinger vertagten Böckermann/Urbatzka – Maschinenbau-Ingenieur Böckermann schreibt am Dienstag eine Klausur.

Umso fröhlicher fiel die Party bei Laura Ludwig und Kira Walkenhorst aus. Fünf Siege und 10:0-Sätze lautete die Top-Bilanz der WM-Fünften und EM-Dritten an ihren zwei tollen Timmendorfer Tagen. „Ich mag das Wort perfekt eigentlich nicht, aber für Beachvolleyball-Verhältnisse kam unser Spiel dem sehr nahe“, kommentierte Kira Walkenhorst ihren ersten Titelgewinn. Im Halbfinale (21:13, 21:18) gegen die Vizeweltmeisterinnen Karla Borger/Britta Büthe (Stuttgart) und im Endspiel (21:14, 21:18) gegen die Titelverteidigerinnen Katrin Holtwick/Ilka Semmler zeigten sich die Weltranglistenachten vom HSV druckvoll sowie körperlich und geistig frisch. 3:0 lautet nun der direkte Vergleich gegen die Weltranglistenzweiten vom SBC Essen.

Abwehr-Königin Ludwig („Kira übernimmt schon viel Verantwortung“) gewann bereits ihren fünften Titel. „In unserem Steuerungsprozess haben wir den nächsten Schritt gemacht“, sagte Cheftrainer Jürgen Wagner. Mit Sportwissenschafts-Guru Hans Voigt, 68, und Hamburgs Landestrainerin Helke Claasen geht es weiter gen Rio 2016. Zur Not hilft noch Mentor Olaf Kortmann. Für eine Olympiamedaille war Timmendorf nur ein Zwischenschritt – aber die neue Basis des Erfolgs der deutschen Beach-Metropole Hamburg.