Sabine Lisicki hat bei den US Open den Sprung ins Achtelfinale verpasst. Dafür blieb Tommy Haas mit seinem Drittrundeneinzug auf Kurs. Der 35-Jährige besiegte Yen-Hsun Lu mit 6:3, 6:4, 7:6 (7:3).

New York. 55 Tage nach dem verlorenen Wimbledon-Finale ist für Sabine Lisicki der Traum vom großen Coup in New York vorzeitig geplatzt. Die 23-Jährige aus Berlin verpasste bei den US Open durch ein 4:6, 5:7 in ihrem Drittrundenmatch gegen Jekaterina Makarowa (Russland/Nr. 22) den Sprung ins Achtelfinale von Flushing Meadows. Traurig lief Lisicki nach dem 1:35 Stunden dauernden Duell vom Grandstand - ihr berühmtes Lachen war höchstens ansatzweise zu erkennen. Zeit für die Fans nahm sie sich trotzdem noch und schrieb Autogramme.

„Natürlich bin ich enttäuscht, ich wollte in die zweite Woche. Aber mein Aufschlag kam heute nicht so. Außerdem bin ich kurz vor dem Match nervös geworden“, sagte sie. Trotz fehlender Matchpraxis auf Hartplatz war die an Position 16 gesetzte Lisicki als eine der Mitfavoritinnen in den Big Apple gereist. Ihr Mentor Nick Bollettiei hatte ihr sogar den Titel beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres zugetraut.

Am Freitag hatte noch Angelique Kerber (Kiel/Nr. 8) die Chance, das Achtelfinal-Ticket zu lösen. Bollettieri-Schüler Tommy Haas indes ließ sich auch vom Sohn eines taiwanesischen Hühnerfarmbesitzers nicht von seiner US-Open-Mission abbringen und zog in die dritte Runde ein. Der 35-Jährige besiegte Yen-Hsun Lu mit 6:3, 6:4, 7:6 (7:3). Im Match um den Sprung ins Achtelfinale trifft der an Position zwölf gesetzte Haas nun auf Mihail Juschni (Russland/Nr. 21), den er zuletzt bei den French Open bezwungen hatte.

Auch Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 22) steht bereits in Runde drei. Am Freitag hatten noch zwei weitere deutsche Spieler die Chance nachzuziehen. Benjamin Becker (Orscholz) scheiterte nach zwei vergebenen Satzbällen im ersten Durchgang mit 6:7 (2:7), 2:6, 2:6 am topgesetzten Serben Novak Djokovic. Zudem blieb der Lübecker Tobias Kamke auf der Strecke. Lisicki hatte alles unternommen, um für die große Aufgabe bei einem ihrer Lieblingsturniere gerüstet zu sein. Sogar das Hotel hatte die Fed-Cup-Spielerin gewechselt, weil in der alten Herberge Renovierungsarbeiten zu laut waren. Doch in den entscheidenden Momenten war ihr die fehlende Matchpraxis anzumerken.

Wegen einer Handgelenkblessur hatte die von den amerikanischen Fans umjubelte Lisicki vor den US Open nur drei Spiele auf Hardcourt bestreiten können. Zwar kämpfte sich die Berlinerin im ersten Satz nach einem 2:5-Rückstand noch einmal auf 4:5 heran, doch die zweimalige Australian-Open-Viertelfinalistin Makarowa behielt bei schwülem Spätsommerwetter kühlen Kopf. Im zweiten Durchgang gelang der Russin dann das entscheidende Break, als sie Lisicki beim 5:5 das Service abnahm. Insgesamt kamen bei der Deutschen nur 56 Prozent ihrer ersten Aufschläge.

Haas indes unterstrich seine großen Ambitionen in der amerikanischen Wahlheimat. „Ich bin erleichtert und freue mich schon auf das nächste Match“, sagte der gebürtige Hamburger, der mit seinem 15. Ass den Sieg nach 2:21 Stunden perfekt gemacht hatte. Nach drei Viertelfinal-Teilnahmen will es Haas bei seiner 16. Turnier-Teilnahme endlich wissen - erst recht als ältester Profi im Hauptfeld. „Wenn ich rausgehe und mein bestes Tennis spiele, werde ich schwer zu schlagen sein“, kündigte der Weltranglisten-13. voller Selbstvertrauen an.

Auf dem Grandstand stellte Haas erneut seine gute Form unter Beweis. Mit einem starken Aufschlag und dem gewohnt druckvollen Grundlinienspiel dominierte der München-Sieger seinen taiwanesischen Kontrahenten. Ein Knackpunkt der Partie war, dass Haas im sechsten Spiel des zweiten Satzes acht Breakchancen von Lu abwehren konnte. Der Weltranglisten-60. hatte vor drei Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt, als er völlig überraschend ins Viertelfinale von Wimbledon eingezogen war.

Methusalem Haas indes genießt in den Tagen von New York seine Wertschätzung. „Es gibt immer Coaches und Spieler, die mich wegen meines Alters ansprechen. Da kommt immer mal ein Spruch. Das ist witzig und schön“, erzählte er und wundert sich manchmal selbst, dass er auch mit 35 Jahren noch eine der Hauptattraktionen im Zirkus ist. „Das war aber nie mein Ziel“, sagte Haas.