Damen und Herren gewinnen bei der EM in Belgien erstmals gemeinsam die kontinentalen Titel

Boom. Deutschlands Hockeyasse haben mit ihrem ersten Doppeltriumph in der EM-Geschichte ihren Spitzenplatz im Welthockey eindrucksvoll untermauert. Nur ein Jahr nach dem Tiefpunkt mit Olympiaplatz sieben bejubelten die Damen nach einem 6:4 (4:4, 4:3)-Sieg im Penaltyschießen gegen England am Sonnabend ihren zweiten EM-Titel, während die erfolgsverwöhnten Herren bereits ihr achtes EM-Championat feierten. Der Titelverteidiger setzte sich im Finale am Sonntag 3:1 (0:0) gegen Gastgeber Belgien durch.

„Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir wollten diesen Titel unbedingt“, sagte Kapitän Moritz Fürste vom Uhlenhorster HC. Coach Markus Weise war begeistert. „Die Mannschaft ist für eine tolle Teamleistung belohnt worden. Dieser Titel bedeutet mir sehr viel, weil wir nur eine so kurze Vorbereitungszeit hatten.“ Verbandspräsident Stephan Abel war ebenfalls überglücklich. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es so etwas schon einmal gegeben hat: Zwei Europameister aus einem Land.“ Damit irrte er: 1987 hatten die Niederlande beide Titel gewonnen.

Vor 8400 lautstarken Fans im ausverkauften Stadion setzten die Gastgeber von Beginn an auf Angriff und drängten das deutsche Team in die Defensive. Dieses konnte sich aber auf Torhüter Nicolas Jacobi (UHC) verlassen, der mehrmals glänzend parierte. Dennoch ging Belgien durch einen umstrittenen Treffer von Tom Boon (38. Minute) in Führung. Dieser hatte den Ball fälschlicherweise mit der runden Schlägerseite ins Tor befördert, doch der Schiedsrichter gab den Treffer auch nach dem Sichten der Videobilder. Wie so oft in der Vergangenheit agierte die DHB-Auswahl jedoch unter Druck am stärksten. Drei Minuten nach dem 0:1 traf Martin Zwicker zum Ausgleich. In der 52. Minute gelang Benjamin Wess das 2:1, dem Mats Grambusch (63.) den dritten Treffer folgen ließ.

Für die deutschen Damen war Torhüterin Kim Platten zur Matchwinnerin geworden, die wie schon im Halbfinale gegen Belgien im Penaltyschießen von den Britinnen nicht zu bezwingen war. „Es ist alles wie im Rausch, es wird noch etwas dauern, bis wir realisiert haben, dass wir Europameister sind“, sagte die Münchnerin. In der regulären Spielzeit hatte neben Tina Bachmann und Hannah Krüger auch UHC-Torjägerin Eileen Hoffmann doppelt getroffen und sich dadurch mit vier EM-Toren zur besten deutschen Schützin gemacht. Im Penaltyschießen trafen Hoffmanns UHC-Kollegin Jana Teschke und Maike Stöckel.

„Ich bin stolz auf mein Team. Entscheidend ist, dass wir Transparenz geschaffen und Vertrauen gegeben haben. Deshalb ist für mich dieser Titel auch keine Sensation, sondern ein Schritt in unserer Entwicklung. Das Potenzial habe ich immer gesehen, wir mussten es nur freilegen“, sagte Bundestrainer Jamilon Mülders, der das Team nach Olympia übernommen hatte. Da beide deutschen Teams über die World League für die WM 2014 qualifiziert waren, ist der EM-Titel für beide ein Bonus. „Unsere Planung ist voll auf die WM fokussiert. Trotzdem ist so eine EM ein wichtiges Turnier“, sagte Mülders, der Anfang September seinen vorläufigen WM-Kader bekannt geben will.