Hamburg. Wie motiviert man sich für eine Europameisterschaft, wenn diese sportlich nur noch zweitrangig ist, weil das Ticket für die WM 2014 bereits im Juli beim World-League-Turnier in Malaysia gelöst wurde? Die deutschen Hockeyherren müssen auf diese Frage schnell eine Antwort finden, denn am Sonnabend (20 Uhr) startet die EM in Boom gegen Gastgeber Belgien, und als Titelverteidiger und Olympiasieger hat man selbstverständlich den Anspruch, mindestens das Halbfinale zu erreichen. Weil aber nach den starken Belgiern am Montag (14 Uhr) die unberechenbaren Spanier warten und mit Tschechien (Mi., 16 Uhr) nur ein Außenseiter in der Gruppe steht, ist mit halber Kraft nichts zu gewinnen.

Oliver Korn weiß das, und weil der Mittelfeldspieler des Uhlenhorster HC mit seinen 29 Jahren nicht nur der Älteste im Kader ist, sondern in seiner Einstellung und seinem Willen über jeden Zweifel erhaben, ist er einer derjenigen, die vorangehen müssen, um die verjüngte Mannschaft zu führen. Der gebürtige Düsseldorfer, der seit 2010 in Hamburg spielt, gibt offen zu, dass er nach Malaysia in ein mentales und körperliches Loch gefallen war. „Es ist unheimlich anstrengend, die Spannung hochzuhalten, wenn man das Saisonziel erreicht hat“, sagt er, „zumal die klimatischen Umstände in Malaysia extrem waren.“ Ein mysteriöser Virusinfekt, „mit Blutwerten, die die Ärzte noch nie erlebt hatten“, setzte ihn mehrere Wochen außer Gefecht, auf das Hamburg Masters Ende Juli musste er verzichten.

Jetzt ist er wieder fit und lässt keinen Zweifel an seiner Einstellung zu. „Die EM ist immer noch der drittwichtigste internationale Titel. Wer sich da nicht motivieren kann, sollte das deutsche Trikot nicht tragen“, sagt Korn. Er ist der Staubsauger im Mittelfeld, der Mann, der hinter den Kreativspielern Tobias Hauke (Harvestehuder THC) und Moritz Fürste, der wie Korn und die weiteren Hamburger Nico Jacobi, Florian Fuchs und Jan-Philipp Rabente vom UHC kommt, aufräumt. Er ist einer dieser Spieler, die nur dann auffallen, wenn sie fehlen. Korn hält das für ein Kompliment. „Ich habe kein Problem damit, mich unterzuordnen und die Drecksarbeit zu machen, wenn es dem Team hilft“, sagt er. Dafür schätzt Markus Weise ihn sehr. „Olli ist für jedes Team der Welt eine Verstärkung“, sagt der Bundestrainer.