Hamburg. Bei der Videoanalyse wurde Sebastian Bayer bewusst, dass er vielleicht doch ein bisschen übertrieben hatte mit seiner Einschätzung vom Vormittag, dass es im Weitsprungfinale am Freitag „nur besser werden kann“. Wenn man es genau betrachtete, war die Qualifikation bei der Leichtathletik-WM in Moskau gar nicht einmal schlecht gelaufen für den Europameister vom HSV. Seine 7,95 Meter aus dem ersten Versuch waren zwar 15 Zentimeter weniger als verlangt. Aber seinem Trainer Uwe Florczak war schon vorher klar, „dass angesichts der frühen Uhrzeit eine solche Weite reichen müsste“.

Am Ende fand sich Bayer tatsächlich auf dem zehnten von zwölf Finalplätzen wieder, obwohl er den zweiten und dritten Versuch übergetreten hatte, einmal um zwei, einmal sogar nur um einen Zentimeter. Florczak stimmten die kleinen Fehltritte dennoch optimistisch: „Alle Sprünge waren ziemlich genau, das gibt Sicherheit.“ Der dritte wäre 8,14 Meter weit gewesen, trotz 1,4 Metern pro Sekunde Gegenwind. Eine solche Leistung könnte im Ernstfall schon zur Medaille reichen.

Sie bestätigte all jene, die sich für eine Nominierung Bayers ausgesprochen hatte, obwohl er die WM-Norm von 8,25 Meter nicht erfüllt hatte. „Es macht mich froh und stolz, dieses Vertrauen bestätigt zu haben“, sagte der Halleneuroparekordler.

Christian Reif (Rehlingen) hatte es weniger spannend gemacht. Er landete gleich im ersten Versuch mit 8,09 Meter die viertbeste Weite des Tages. „Das hat einen extrem guten Eindruck gemacht“, sagt Florczak. Nur Alyn Camara, der deutsche Meister und mit 8,29 Metern Jahresbeste aus Leverkusen, blieb mit 7,77 Meter in der Qualifikation hängen. Immerhin befand er sich damit in bester Gesellschaft. Olympiasieger Greg Rutherford (Großbritannien/7,87) verpasste ebenfalls das Finale.

Ein Schicksal, das später auch der Frankfurter Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler widerfuhr.