Der Weltverband will sich mit einer neuen Serie für den Fall eines Rücktritts des Schwergewichts-Champions Vitali Klitschko wappnen. Seine Zukunft ist weiter offen.

Hamburg. Der Weltverband World Boxing Council (WBC) will neue Bewegung in die Schwergewichtsszene bringen. Weil sich WBC-Weltmeister Vitali Klitschko noch immer nicht zu einer Fortsetzung seiner Karriere bekannt hat, möchte der WBC in einem unter dem Namen „World Cup“ firmierenden Turnier einen Herausforderer bestimmen, der im Fall eines Rücktritts des 42 Jahre alten Ukrainers gegen dessen kanadischen Pflichtherausforderer Bermane Stiverne antreten könnte.

Der ältere der Klitschko-Brüder hatte seinen Titel zuletzt am 8. September 2012 gegen den Deutschlibanesen Manuel Charr verteidigt. Seitdem hat er aufgrund seiner politischen Aktivitäten in der Ukraine, wo er als Vorsitzender der Partei Udar die Opposition anführt, noch keine Entscheidung darüber gefällt, ob er noch einmal in den Ring steigen wird. „Vitali möchte gern noch einen Kampf machen, aber dafür muss er sich ernsthaft vorbereiten. Die Zeit dafür hat er noch nicht gefunden“, sagt Klitschko-Manager Bernd Bönte. Trainer Fritz Sdunek fordert für einen Kampf gegen den schlagstarken Stiverne eine Vorbereitung von mindestens acht Wochen. „Vitali muss sich zu 100 Prozent aufs Boxen konzentrieren, ansonsten ist ein WM-Kampf zu gefährlich“, sagt der Coach.

Diese Fokussierung konnte Klitschko, der zudem derzeit an einer Handverletzung laboriert und deshalb bekannt gab, nicht vor 2014 wieder boxen zu wollen, bislang nicht garantieren. Dank seiner persönlichen Verbindung zu WBC-Präsident José Sulaiman hat der Weltverband die übliche Frist von zwölf Monaten für eine Pflichtverteidigung ohne Angabe einer zeitlichen Beschränkung verlängert. Dennoch will man sich für die Eventualität eines Rücktritts wappnen, um Stiverne gegen einen würdigen Kontrahenten um den dann vakanten Titel kämpfen zu lassen. Im Dezember, so die aktuelle Planung, soll das Halbfinale des „World Cups“ beginnen. Für die vier Plätze werden auch zwei Boxer gehandelt, die in Hamburg alte Bekannte sind: die ehemaligen Universum-Profis Alexander Dimitrenko und Juan Carlos Gomez.

Vor allem Dimitrenko, gebürtiger Ukrainer mit deutscher Staatsangehörigkeit, hat Interesse an der Teilnahme. Nachdem der Rückkampf mit dem bulgarischen Europameister Kubrat Pulev vom Berliner Sauerland-Team laut Sauerland an zu hohen Börsenforderungen Dimitrenkos scheiterte, kämpft Pulev nun am 24. August in Schwerin gegen Tony Thompson (USA) um das Recht, IBF-Champion Wladimir Klitschko herauszufordern. Für Dimitrenko wäre das WBC-Turnier deshalb der schnellste Weg zu einer WM-Chance. Derzeit arbeitet der 31-Jährige im europäischen Ausland als Sparringspartner eines Weltklasseboxers, dessen Name nicht offiziell genannt werden soll. Dimitrenko, der sich in Eigenregie vermarktet, liegen Angebote vor, entweder am 28. September in Manchester beim englischen Prestigeduell zwischen David Haye und Tyson Fury oder am 5. Oktober bei Wladimir Klitschkos Aufeinandertreffen mit Alexander Powetkin im Vorprogramm zu kämpfen. Einen Aufbaukampf vor dem Start ins WBC-Turnier will er unbedingt machen.

Möglicher Gegner könnte dann Gomez werden. Der kubanische Exweltmeister im Cruisergewicht, der sich in der Endphase des mittlerweile insolventen Universum-Stalls in erschütternder Verfassung präsentiert hatte, lebt und trainiert wieder in den USA und soll sich dort in Wettkampfform gebracht haben. Problem: Der mittlerweile 40-Jährige hat seit Mai 2012 nicht mehr im Ring gestanden und ist in der WBC-Rangliste auf Position 20 abgestürzt – damit aber immerhin noch einen Platz besser notiert als Dimitrenko. Deshalb droht auch juristischer Ärger, sollten die beiden besser platzierten Boxern für das Turnier vorgezogen werden.

Eine Möglichkeit ist deshalb auch, dass der WBC das Duell Haye gegen Fury (Siebter gegen Sechster) oder den für 6. September geplanten Kampf zwischen Nummer zwei und drei, Seth Mitchell und Chris Arreola (beide USA), als Ausscheidung um die Herausforderer-Position ansetzt. Letztlich hängt die Zukunft des WBC-Titels aber zunächst an Vitali Klitschko. Wenn er seine Karriere wirklich fortsetzt, sind alle Pläne zumindest aufgeschoben.