Gerd Müller in Fischauktionshalle ausgezeichnet. 840 Gäste aus Sport, Medien, Wirtschaft, Politik und Kultur feierten bei den „Sport Bild“-Awards die Stars.

Hamburg. Der Star des Jahres war leider nicht da, deshalb wurde am Montagabend auf der Verleihung der „Sport Bild“-Awards auch nicht geweint, wenigstens nicht live. Aber die Bilder von Sabine Lisicki und ihren tränenreichen Triumphen in Wimbledon, die über die Flachbildschirme flimmerten, brachten die Emotionen des Tennissommers zurück und unterstrichen, warum sich die 23 Jahre alte Berlinerin in der Wahl der „Sportbild.de“-Nutzer vor Bayern Münchens Triple-Trainer Jupp Heynckes und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel durchsetzen konnte. Weil Lisicki, die in Wimbledon erst im Finale von der Französin Marion Bartoli gestoppt wurde, derzeit in Cincinnati um Weltranglistenpunkte kämpft, konnte sie sich für die Auszeichnung nur per Videobotschaft bedanken. Der Applaus der Zuhörer zeigte jedoch, dass sie mit der Wahl durchaus konform gingen.

Die meisten Lacher hatte Peter Neururer auf seiner Seite

Zum elften Mal verlieh Europas größte Sportzeitschrift ihre Auszeichnungen für herausragende Leistungen und besondere Ideen im Bereich des Sports. Rund 840 Gäste aus Sport, Medien, Wirtschaft, Politik und Kultur feierten die Preisträger und sich selbst in der Fischauktionshalle bis in den Dienstagmorgen. Bei feinen Pfälzer Weinen, Teriyaki-Lachs und gratiniertem Ziegenkäse, frischen Wokgerichten, einem Grillbüfett und Nougat-Lasagne ließ sich die traumhafte Kulisse des Hafens stilvoll genießen.

Hamburgs Sport war dank des Standortvorteils sehr gut repräsentiert, wenn man von der Preisvergabe einmal absieht. Vom HSV waren der gesamte Vorstand und Teile des Aufsichtsrats vertreten, vom FC St. Pauli Geschäftsführer Michael Meeske. Martin Schwalb, Cheftrainer der HSV-Handballer, hatte einige seiner Spieler mitgebracht. Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste und sein Bruder Jonas vom Uhlenhorster HC fachsimpelten mit dem früheren Bundestrainer Bernhard Peters. Michael Pfad, bis vergangenen Herbst Geschäftsführer der Hamburg Freezers aus der Deutschen Eishockey-Liga, freute sich über das Wiedersehen mit dem früheren Chef des Profiboxstalls Universum, Klaus-Peter Kohl. Der herzte sein einstiges Supertalent Jack Culcay ebenso intensiv wie Regina Halmich.

Die vor sechs Jahren zurückgetretene Box-Queen war wegen technischer Probleme an dem Flugzeug, das sie aus Stuttgart nach Hamburg bringen sollte, erst per Punktlandung um 19.30 Uhr am Fischmarkt angekommen. Viele andere auswärtige Gäste waren entspannter angereist und übertrugen diese Stimmung auf die Veranstaltung. Dass die 90-minütige Preisverleihung keine Längen hatte, lag nicht nur an den Geehrten, sondern auch an den Moderatoren Andrea Kaiser (Sat.1) und Matthias Brügelmann (Chefredakteur „Sport Bild“), die mit pointierten Fragen punkteten und keine überflüssigen Sätze produzierten.

Fans von Werder Bremen hatten zuletzt wenig zu feiern, insofern war es für die Abordnung der Grün-Weißen von der Weser eine Freude, in der Stadt des größten Rivalen den Preis für die Fanaktion des Jahres entgegennehmen zu können. Geehrt wurden die Fußballanhänger für die bedingungslose Unterstützung für ihre Mannschaft im Abstiegskampf der vergangenen Saison, die das Motto „ALLEz Grün“ trug.

Die meisten Lacher hatte Peter Neururer auf seiner Seite. Der 58-Jährige, der 2012 einen Herzinfarkt erlitten hatte und zehn Monate später seinem Herzensclub Bochum das Überleben in der Zweiten Liga sicherte, wurde für das „Comeback des Jahres“ geehrt. „Da musste schon ein Verein kommen, dem es noch schlechter ging als mir, damit das möglich war“, sagte Neururer. Den meisten Applaus allerdings bekam ein anderer. FC-Bayern-Legende Gerd Müller, Rekordschütze der Bundesliga, wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Dass er auf der Bühne nichts sagte, sondern Laudator Franz Beckenbauer die Show überließ, sprach für sich. Immerhin war der „Bomber der Nation“ da, wo er sein musste. Wie früher.

Die Preisträger: Sportredaktion des Jahres: ARD. Comeback des Jahres: Peter Neururer. Sonderpreis der Chefredaktion: Bayern München. Fanaktion des Jahres: Werder Bremen. Social Media Award: Handball-Bundesliga. Lebenswerk: Gerd Müller. Aufsteiger des Jahres: Christian Streich. Star des Jahres: Sabine Lisicki. Beste Sportvermarktung: Marcus Höfl Management. Seite-1-Weltmeister: Lothar Matthäus.