Dem Verband wird vorgeworfen, zu wenig an Anti-Doping-Maßnahmen interessiert zu sein. Den Verdacht gegen drei WM-Teilnehmer von 1966 hält er für völlig unbegründet.

Mainz. Präsident Wolfgang Niersbach hat genug von den anhaltenden Doping-Diskussionen rund um den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und ist in die Offensive gegangen. Der DFB-Boss wies die zuletzt laut gewordene Kritik an den angeblich unzureichenden Anti-Doping-Maßnahmen des Verbandes zurück. Auch den Doping-Verdacht gegen drei deutsche WM-Teilnehmer von 1966 hält Niersbach für völlig unbegründet.

„Es wird immer wieder nachgelegt, es tritt – auch zu Recht – in dieser Thematik keine Ruhe ein und man kann sagen, alles ist getan. Wir sind mit unserem System aber gut aufgestellt. Was nicht heißt, dass wir nicht ständig darüber nachdenken, es weiter zu verbessern“, sagte der DFB-Boss in der SWR-TV-Sendung „Flutlicht“: „Es ist aber nicht so, dass beim DFB etwas verschleppt oder verschlampt wird.“

Niersbach betonte zudem, dass der Kampf gegen Doping weit oben auf der Agenda des Verbandes steht. „Das ist ein sensibles und äußerst wichtiges Thema. Wir gehen mit größter Sorgfalt damit um“, äußerte der 62-Jährige: „Den Beschluss, Blutkontrollen einzuführen, haben wir schon vor der momentan in der Diskussion stehenden Studie gefasst, weil es unser Anspruch sein muss, auf diesem Feld alles zu unternehmen, was man nur unternehmen kann.“

Mit Blick auf die Debatte um die Ephedrin-Spuren bei drei Nationalspielern während der WM-Endrunde 1966 in England könne laut Niersbach nicht von Doping gesprochen werden. „Vor eineinhalb Jahren wurde der DFB mit diesen Mutmaßungen konfrontiert. Das Präsidium hat daraufhin beschlossen, dem nachzugehen. Wir haben ein Gutachten von einem renommierten, externen Wissenschaftler in Auftrag gegeben. Das Ergebnis des Gutachtens war, dass kein Dopingvergehen vorliegt“, äußerte Niersbach: „Auch die Fifa sagt, das kein Dopingvergehen vorliegt. Und trotzdem hält sich diese Geschichte und unsere Nationalspieler von 1966 werden damit konfrontiert.“

Für Niersbach ist der ganze Hintergrund dieses Falles undurchsichtig. „Der einzige Beleg ist ein Schreiben eines damaligen Mitglieds der Fifa-Exekutive, das für die medizinischen Angelegenheiten zuständig war. Dieses Schreiben ging aber an den damaligen Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Warum es dahin ging, wissen wir nicht“, sagte der Funktionär: „Der Herr aus Jugoslawien lebt nicht mehr. Und dieser Brief gilt als Indiz – da steht aber kein Name dahinter und gar nichts.“

Der DFB war zuletzt nach der angekündigten Einführung von Blutkontrollen in die Schusslinie geraten. Die geringe Anzahl von maximal 100 pro Saison hatte dem Verband umgehend massive Kritik des Weltverbandes FIFA und auch von Experten eingebracht. Es wurde bereits von einer „Alibi-Maßnahme“ gesprochen.

Immerhin war der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dem Verband zur Seite gesprungen. „Der DFB ist voll in das Trainingskontrollsystem der Nada eingebunden, da gibt es keine Andersbehandlung oder Ausnahme“, hatte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper gesagt: „Urinkontrollen sind nicht schlechter als Blutkontrollen, sie ergeben sogar ein breiteres Spektrum, aber nicht alles, was man mit Blut untersuchen kann. Es ist sinnvoll, und das macht die Nada vermehrt, beide Kontrollen zu verbinden und zu einer intelligenteren Systematik zu kommen. Da arbeitet der Fußball voll und ganz mit.“