Die Sieger legen bei der zehnten Eintages-Segelregatta auf der Hamburger Alster legten am Wochenende 64 Seemeilen zurück. Auch bei Nacht waren die Sportler auf dem Wasser.

Hamburg. Auf dem kleinen Steg, der in das warme Wasser der Alster ragt, wird es hektisch. Denn gleich erreicht das sportliche Zweimann-Kielboot den Wechselpunkt der 24-Stunden-Regatta. Innerhalb weniger Sekunden ist die Crew der ÅSA ausgetauscht. Die Dyas, so der Name der Bootsklasse, bekommt noch einen kräftigen Anschub und segelt nun mit einer neuen Besetzung wieder zur nächsten Runde hinaus auf das Hamburger Binnengewässer.

„Für den Segelsport bin ich nach Hamburg gezogen“, sagt Arnt Güttler, Crewmitglied der ÅSA. Der 40 Jahre alte Architekt lebte zuvor lange in London. „Dort hatte ich leider nur selten die Möglichkeit, meiner großen Leidenschaft nachzugehen. In Hamburg kann ich meinen Beruf perfekt mit dem Segelsport kombinieren. Wenn ich nach dem Feierabend die Segel hisse, dann stellt sich bei mir eine große Zufrieden- und Ausgeglichenheit ein“, sagt der passionierte Segler.

Als acht Jahre alter Junge machte Güttler die ersten Erfahrungen auf dem Wasser. 32 Jahre später nimmt er als Mitglied des Akademischen Segler-Vereins an der 24-Stunden-Regatta auf der Alster teil. „Ich finde dieses Event einfach spannend und interessant. Das Ganze steht bei mir zwischen sportlichem Ehrgeiz und freizeitlichem Spaß. Natürlich möchte man gewinnen, aber die tolle Stimmung, der Austausch mit anderen Seglern und viel Zeit auf dem Wasser rechtfertigen die Anmeldung in jedem Fall.“

Besonders die nächtlichen Turns begeistern den Wahlhamburger: „Unsere Boote sind natürlich beleuchtet, aber auf der Alster ist es durch den Mondschein auch so schon hell genug, um vernünftig segeln zu können. Der Kampf gegen die Müdigkeit wird dann mit einem wundervollen Sonnenaufgang belohnt.“ Nachts gibt es allerdings eine Hürde: „Der Wind flacht sehr oft ab, sodass wir teilweise mehr als zwei Stunden für eine Runde benötigen. Im Vergleich zu Rundenzeiten von etwa 40 Minuten am Tag ist das doppelt anstrengend, da man jeden Windzug optimal ausnutzen muss“, erklärt Güttler.

22 Teams mit insgesamt 175 Teilnehmern, im Schnitt acht pro Crew, hatten sich am Sonnabend auf dem Segelsteg des Hochschulsports Hamburg in der Herbert-Weichmann-Straße versammelt, um an diesem besonderen Leistungsvergleich teilzunehmen. Um 13 Uhr wurde offiziell gestartet. Die Teams mussten eine vorgegebene Route auf der Außenalster segeln. Dabei waren die Wegpunkte durch rote und gelbe Bojen markiert. Auf der Höhe der Alsterperle, kurz vor der Kennedybrücke und vor der Mündung zum Kanal des Stegs vom Hochschulsport Hamburg gaben die schwimmenden Wegweiser den Seglern Orientierungshilfe.

Bei optimalen Windverhältnissen dauert eine Runde etwa 40 Minuten

Die Regeln sind einfach: Nach jeder Runde muss auf jedem Boot mindestens ein Crewmitglied ausgewechselt werden. Um keine Zeit zu verlieren, findet dieser Wechsel beim Vorbeigleiten am Wechselsteg statt. Jenes Boot, das innerhalb der 24 Stunden die weiteste Strecke gesegelt ist, hat gewonnen. Damit es durch die unterschiedlich schnellen Boote zu keiner Wettbewerbsverzerrung kommt, wird mithilfe der Yardstickwerte die Strecke angepasst. Dies ist ein Berechnungssystem, um unterschiedliche Bootsklassen innerhalb einer Regatta fair gegeneinander antreten lassen zu können.

„Wir feiern in diesem Jahr unser zehnjähriges Jubiläum“, sagt Veranstalter Daniel Marx, 30, und erinnert sich, dass im ersten Jahr lediglich drei Boote an den Start der Regatta gingen. „Anfangs hatten wir kaum die Möglichkeit, die Crewmitglieder vernünftig unterzubringen. Inzwischen gibt es genügend Räumlichkeiten, damit sich jeder Teilnehmer zumindest ein bis zwei Stunden Schlaf gönnen kann“, sagt Marx.

Am Sonntag um 13 Uhr, nach einer kräftezehrenden Nacht, wenig Schlaf und vielen koffeinhaltigen Getränken, kamen die Boote zurück an den Steg des Hochschulsports Hamburg. Für den Sieg reichte es beim Team ÅSA leider nicht: Güttler und seine Crew erreichten den dritten Platz und legten 59 Seemeilen zurück. Sieger wurde das Team Harriboot mit 64 zurückgelegten Seemeilen. „Die Regatta war ein voller Erfolg. Wir sind jetzt alle total müde und erschöpft, aber dafür hat sich das Wachbleiben wirklich gelohnt“, sagte Veranstalter Daniel Marx, der schon in der Nacht zum heutigen Montag von der elften Auflage träumen durfte.