Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Endlich mal eine Nachricht mit Biss. Mike Tyson, 47, der frühere Champion aller Klassen, kehrt an den Ring zurück. Keine Angst, kämpfen will der 47 Jahre alte Box-Opa nicht mehr. Nein, „Iron Mike“ will als Promoter all das umsetzen, was er bei Impresario Don King gelernt hat – jenem Mann, dessen Frisur aussah, als hätte er einen Finger in der Steckdose. Ring frei zur nächsten Runde!

Tyson, der Mann mit der prägnanten Zahnlücke, hat am eigenen Leib erlebt, worin die Kunst eines Managers besteht: seine Schützlinge nach Strich und Faden zu betrügen. Seine Kämpfe waren 300 Millionen Dollar wert und spektakulär, weil er seine Gegner entweder schnell umhaute oder ihnen, wenn es gar nicht mehr anders ging, Teile des Ohrs abnagte. Geblieben ist ihm davon: nichts. Der Dollarsegen füllte nicht seine, sondern die Taschen seiner Promoter, von denen King (Name ist Programm!) der eindeutige König war.

Nicht nur im Ring ist Tyson mehr als einmal zu Boden gegangen. Er saß wegen diverser Gewalttaten mehrmals im Gefängnis, wurde zweimal geschieden, verlor eines seiner acht Kinder durch einen tragischen Unfall. Er versuchte sich als Schauspieler (seine beste Rolle: Mike Tyson) am Broadway und im Fernsehen, konvertierte zwischenzeitlich zum Islam und ließ sein Gesicht großflächig tätowieren. Dabei wollte er doch nur noch eines im Leben sein: eine ehrenwerte Person.

Sein Schützling Argenis Mendez aus der Dominikanischen Republik, als Superfedergewichtler gerade halb so schwer wie Tyson zu seinen besten Zeiten, kann ihn im August im ersten WM-Kampf auf die Probe stellen.