Der Brite Christopher Froome dominiert die 100. Tour de France. Kittel sorgt für deutschen Rekord

Paris. Ausrollen Richtung Champs-Élysées, das Gelbe Trikot auf den Schultern, bejubelt von Hunderttausenden in der französischen Hauptstadt. Als Christopher Froome auf einem Mountainbike in Kenia noch über staubige Feldwege brauste, vermochte er sich kaum auszumalen, was Jahre später Wirklichkeit wurde. Der in Nairobi geborene britische Radprofi ist der Triumphator der 100. Tor de France, das Tour-Hausblatt „L’Equipe“ machte ihn sogleich zum „Sonnenkönig“ der Jubiläumsausgabe. „Das alles ist für mich schwer in Worte zu fassen. Es war eine wundervolle Reise“, sagte Froome.

Auf der Schlussetappe überließ der Gesamtsieger traditionell den Sprintern den Vortritt, entschieden war die Frankreich-Rundfahrt längst vorher. Den letzten Tagessieg sicherte sich im Massensprint der Arnstädter Marcel Kittel, der damit seinen vierten Tagessieg bei der diesjährigen Tour feierte. Kittel siegte beim Flutlicht-Finale in Paris vor dem Rostocker André Greipel und dem Briten Mark Cavendish. Damit gab es den sechsten Etappensieg für die deutschen Radprofis bei der diesjährigen Tour, womit die Einstellung des Rekordes aus dem Jahr 1977 gelang.

Ein Jahr nach Bradley Wiggins hat zum zweiten Mal in Folge ein Brite das härteste Radrennen der Welt gewonnen. Es sei jeden Tag ein Kampf gewesen, sagte der 28-Jährige. Ein Kampf gegen die Konkurrenten wie auch ein Kampf gegen die Zweifel der Öffentlichkeit. Der Doping-Schatten überdeckt seinen Aufstieg. Froome kann Parallelen zum überführten Betrüger Lance Armstrong nicht verhindern. Froome sagt, auch er fühle sich von den gefallenen Helden im Stich gelassen. „Lance Armstrong hat gelogen, aber ich lüge nicht.“ Seine Ergebnisse würden auch in 10 oder 20 Jahren Bestand haben, sagte er auch: „Ich bin menschlich.“

Auf dem Rad jedoch wirkte der schmale, trotz seiner 1,86 Meter Körpergröße bei 67 Kilogramm fast zerbrechlich aussehende Radprofi wie von einem anderen Stern. Schon bei der ersten Bergankunft in den Pyrenäen übernahm er das Gelbe Trikot und radelte den Rivalen mit geradezu spielerischer Leichtigkeit davon. Auf dem legendären Anstieg zum Mont Ventoux wiederholte sich dieses Schauspiel. Auch im Einzelzeitfahren war Froome deutlich überlegen. Selbst als er im Finale der Königsetappe nach L’Alpe d’Huez unterzuckert einen Moment der Schwäche erlebte, baute er seinen Vorsprung aus.

Trotzdem verzichtete Froome auf Triumphgehabe. „Ich freue mich, aber ich freue mich still“, erklärte er. Nur einmal während der drei Tourwochen verlor er für einen Moment die Contenance. Am Tag nach seinem Etappensieg auf dem Mont Ventoux wurde er auf einer Pressekonferenz fast ausschließlich zum Thema Doping befragt. „Hier sitze ich nach dem größten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein. Das bin ich nicht“, ärgerte er sich und stand auf. Mit dem Verdacht aber wird er lernen müssen zu leben.