Bankchef Richard Carrion aus Puerto Rico werden ebenfalls Siegchancen eingeräumt

Hamburg. Am 10. September wählt die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Buenos Aires den Nachfolger ihres bisherigen Präsidenten Jacques Rogge, 71. Der belgische Orthopäde steht seit 2001 an der Spitze des IOC. Nach den Statuten des Verbandes darf er diesmal nicht wieder antreten.

Gleich sechs Kandidaten wollen Rogge beerben. „Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Thomas Bach, „bei Rogges erster Wahl 2001 waren es fünf Bewerber.“ IOC-Vizepräsident Thomas Bach, 59, zugleich Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), werden die besten Chancen eingeräumt. Als sein stärkster Konkurrent gilt IOC-Finanzchef Richard Carrion, 60, aus Puerto Rico, ein Vertrauter Rogges. Unter seiner Ägide wuchsen die Rücklagen des IOC von 100 auf etwa 900 Millionen Dollar (rund 685 Millionen Euro). Carrion, Präsident der Banco Popular in Puerto Rico und seit 1990 IOC-Mitglied, hat für seine Kampagne unter anderem einen ehemaligen Berater des US-Präsidenten Bill Clinton engagiert. Daraus resultierten zuletzt Ansagen wie diese: „Wenn wir keinen Schlüssel haben, um Schlösser aufzumachen, müssen wir sie aufbrechen.“

Als chancenreicher Außenseiter tritt der Diplomat und Unternehmer Ng ser Miang, 64, aus Singapur an, ein gebürtiger Chinese, seit 1988 Mitglied des IOC. Seine Reputation schöpft er aus der Organisation der ersten Olympischen Jugendspiele, die 2010 in seiner Heimatstadt ausgetragen wurden.

Den übrigen drei Kandidaten, dem Schweizer Juristen Denis Oswald, 66, Präsident des Welt-Ruderverbandes, dem ukrainischen Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka, 49, und Wu Ching-Kuo, 66, aus Taiwan, Präsident des Amateurbox-Weltverbandes Aiba, werden keine Chancen eingeräumt, die Präsidentenwahl zu gewinnen.

Gewählt ist der Bewerber, der zuerst 50 Prozent der etwa 100 Stimmen der IOC-Mitglieder auf sich vereinigen kann. Wie bei der Vergabe des Ausrichters Olympischer Spiele scheidet in jedem Wahlgang der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus. Bach trauen Insider sogar einen Sieg im ersten Wahlgang zu. „Ich konzentriere mich auf meine Kampagne, alles andere hat mich nicht zu interessieren“, sagt Bach. Anderes zu äußern ist ihm nach den IOC-Richtlinien auch nicht erlaubt.

Thomas Bach wäre der erste Deutsche, der IOC-Präsident wird. 1980 scheiterte in Moskau Willi Daume (1913–1996) am Spanier Juan Antonio Samaranch (1920–2010).