Die Bayreutherin baut dank einer famosen Mannschaftstaktik ihre WM-Führung aus

Hamburg. Als sich Olympiasieger Jan Frodeno noch als Zehnter ins Ziel quälte, war Anne Haug nach ihrem Weltcupsieg in Hamburg längst zum gemütlichen Teil des Sonnabends übergegangen. Und so wurden rund 140.000 Zuschauer Augenzeuge einer Wachablösung im deutschen Triathlon. Denn die 30-Jährige ist auf einem sehr guten Weg, als erste Deutsche den Weltmeistertitel zu erobern.

Nach ihrem Erfolg zum Start der diesjährigen WM-Serie im April im neuseeländischen Auckland triumphierte die Bayreutherin auch in Hamburg und setzte sich von der internationalen Konkurrenz weiter ab. Und es stehen nur noch die Rennen am 25. August in Stockholm sowie am 15. September in London aus, bis die neue Championesse gekürt wird.

„Ich würde am Ende der Saison gern über mich lesen, dass ich kein One-Hit-Wonder, sondern in der Weltspitze angekommen bin“, sagte die Diplom-Sportwissenschaftlerin bescheiden. Eine Schlagzeile, die eigentlich schon in Hamburg aktuell war, denn zu souverän beherrschte Haug das Rennen. Und als sie einen knappen Kilometer vor dem Ziel ernst machte, war die Konkurrenz binnen Sekunden entscheidend geschlagen. In 57:21 Minuten siegte sie über die Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen) klar vor Non Stanford (57:35), die ihre britische Teamkollegin Jodie Stimpson (57:36) knapp auf Platz drei verwies. In der WM-Wertung führt Haug nun mit 3025 Punkten vor Stimpson (2855).

Anders als noch bei den Olympischen Spielen von London im vergangenen Jahr setzt nun auch die Deutsche Triathlon Union (DTU) voll auf ihr Aushängeschild und stellte Haug bei hochsommerlichen Temperaturen Svenja Bazlen als Adjutantin zur Seite. Die Tübingerin führte sie beim Radfahren an die Spitze und kassierte dafür von ihrer Teamkollegin ein großes Lob: „Svenja hat einen fantastischen Job gemacht.“

Weitgehend auf sich allein gestellt musste Frodeno hingegen erkennen, dass er fünf Jahre nach seinem Goldtriumph in Peking zumindest auf der kurzen Distanz nicht mehr zur absoluten Weltspitze gehört. Hatte der 31-Jährige nach dem Schwimmen noch losen Kontakt zur Spitze, wuchs der Rückstand beim Radfahren und Laufen kontinuierlich an. Am Ende lag der Saarbrücker (52:02 Minuten) fast eine Minute hinter dem Olympiadritten Jonathan Brownlee aus Großbritannien (51:05), der vor seinem zeitgleichen Bruder und Olympiasieger Alistair Brownlee triumphierte. Als Dritter behauptete der London-Zweite Javier Gómez aus Spanien (51:14) die WM-Führung.

Der anvisierte Wechsel auf längere Distanzen mit dem mittelfristigen Ziel einer Teilnahme am Ironman 2015 in Hawaii erscheint da folgerichtig. „Ich will es wenigstens einmal probieren“, sagte Frodeno, DTU-Cheftrainer Ralf Ebli hat Verständnis für die geplante Neuorientierung: „Er hat viel für uns geleistet. Da sehe ich es als normal an, dass er eine neue Herausforderung sucht.“