Deutsche gewinnen Weltmeisterschaft im Team-Triathlon. Anne Haug kam mit einem Weltcup-Sieg ihrem ersten Weltmeister-Titel näher. Jan Frodeno spielt nur Nebenrolle.

Hamburg. Sieg im Einzel-Sprint, WM-Gold mit der Staffel – Anne Haug ist der neue Superstar der deutschen Triathleten. Die Weltranglisten-Erste aus Bayreuth durfte sich beim Weltcup in Hamburg gleich als Doppelsiegerin feiern lassen. Die 30-Jährige hatte den größten Anteil daran, dass die Gastgeber am Sonntag überraschend in nicht-olympischen Mannschafts-Wettbewerb triumphierten.

„Es war einfach nur hart, die Beine haben gebrannt“, sagte eine völlig erschöpfte Haug nach zwei kräftezehrenden Rennen bei hochsommerlichen Temperaturen in der Hansestadt. Dabei war sie am Vorabend schon längst im Ruhemodus, als sich Olympiasieger Jan Frodeno noch als Zehnter ins Ziel quälte. Rund 200.000 Hanseaten wurden Augenzeuge einer Wachablösung im deutschen Triathlon, denn Haug ist auf einem sehr guten Weg, als erste Deutsche den Weltmeister-Titel zu erobern.

Allerdings versüsste sich „Frodo“ seinen Abschied von den Sprintstrecken mit WM-Gold im Team-Wettbewerb. Zum siegreichen deutschen Quartett gehörten auch Anja Knapp aus Dettingen und der Potsdamer Schlussläufer Franz Löschke. Die neuen Titelträger profitierten allerdings davon, dass die führende britische Staffel durch einen Sturz der Waliserin Non Stanford beim Radfahren gesprengt wurde.

Nach ihrem Erfolg zum Start der diesjährigen WM-Serie im April im neuseeländischen Auckland triumphierte Haug in der norddeutschen Metropole und setzte sich von der internationalen Konkurrenz weiter ab. Und es stehen nur noch zwei Rennen am 25. August in Stockholm sowie am 15. September in London aus, bis die neue Championesse gekürt wird.

„Ich würde am Ende der Saison gern über mich lesen, dass ich kein 'One-Hit-Wonder', sondern in der Weltspitze angekommen bin“, sagte die Diplom-Sportwissenschaftlerin bescheiden. Eine Schlagzeile, die eigentlich schon in Hamburg aktuell war, denn zu souverän beherrschte Haug das Rennen. Und als sie einen knappen Kilometer vor dem Ziel ernst machte, war die Konkurrenz binnen Sekunden entscheidend geschlagen.

Anders als noch bei den Olympischen Spielen von London im vergangenen Jahr setzt nun auch die Deutsche Triathlon Union (DTU) voll auf ihr Aushängeschild und stellte Haug bei hochsommerlichen Temperaturen in der norddeutschen Metropole Svenja Bazlen als Adjutantin zur Seite. Die Tübingerin führte sie beim Radfahren an die Spitze und kassierte dafür von ihrer Teamkollegin ein großes Lob: „Svenja hat einen phantastischen Job gemacht.“

Weitgehend auf sich allein gestellt musste Frodeno hingegen erkennen, dass er fünf Jahre nach seinem Goldtriumph in Peking zumindest auf der kurzen Distanz nicht mehr zur absoluten Weltspitze gehört.

Der anvisierte Wechsel auf längere Distanzen mit dem mittelfristigen Ziel eine Teilnahme am Iron Main 2015 in Hawaii erscheint da folgerichtig. „Ich will es wenigstens einmal probieren“, sagte Frodeno, DTU-Cheftrainer Ralb Ebli hat Verständnis für die geplante Neuorientierung: „Er hat viel für uns geleistet. Da sehe ich es als normal an, dass er eine neue Herausforderung sucht.“

Deutsche Triathleten gewinnen in Hamburg Team-Weltmeisterschaft

Dank einer starken Aufholjagd haben die deutschen Triathleten in Hamburg die Weltmeisterschaft im Team-Triathlon gewonnen. Über 300 Meter Schwimmen, 6,6 Kilometer Radfahren und 1,6 Kilometer Laufen, die jeweils zwei Frauen und zwei Männer einer Nation absolvierten, siegten Anja Knapp (Dettingen), Anne Haug (Bayreuth), Jan Frodeno (Saarbrücken) und Schlussläufer Franz Löschke (Potsdam) am Sonntag in 1:17:55 Stunden. Dahinter folgten Neuseeland (1:18:14) und die USA (1:18:19). Die ersten Drei profitierten allerdings auch vom Sturzpech der Favoriten aus Großbritannien.

Ergebnisse Triathlon-Weltmeisterschaft (World Championship Series)

6. Station, in Hamburg:

Sonnabend:

Männer, Sprint (0,75 km Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen)

1. Jonathan Brownlee (Großbritannien) 51:05 Min.; 2. Alistair Brownlee (Großbritannien) 51:05; 3. Javier Gomez (Spanien) 51:14; 4. Richard Murray (Südafrika) 51:42; 5. Mario Mola (Spanien) 51:46; 6. Sven Riederer (Schweiz) 51:50; 7. Aurèlien Raphael (Frankreich) 51:53; 8. Alessandro Fabian (Italien) 51:55; 9. Ryan Sissons (Neuseeland) 52:00; 10. Jan Frodeno (Saarbrücken) 52:02; ...27. Maximilan Schwetz (Erlangen) 53:10; 30. Franz Löschke (Potsdam) 53:12; 36. Christian Prochnow (Witten) 53:26

WM-Gesamtwertung, nach 6 von 8 Stationen:

1. Javier Gomez (Spanien) 2965 Pkt.; 2. Mario Mola (Spanien) 2699; 3. Richard Murray (Südafrika) 2501; 4. João Silva (Portugal) 2422; 5. Jonathan Brownlee (Großbritannien) 2400; 6. Alistair Brownlee (Großbritannien) 2340; 7. Sven Riederer (Schweiz) 2023; 8. Iwan Wassiliew (Russland) 1814; 9. Ryan Sissons (Neuseeland) 1619; 10. Henri Schoeman (Südafrika) 1542; ...19. Steffen Justus (Saarbrücken) 934; 23. Jan Frodeno (Saarbrücken) 826; 24. Franz Löschke (Potsdam) 794; 26. Gregor Buchholz (Saarbrücken) 722; 46. Jonathan Zipf (Saarbrücken) 339; 78. Maximilan Schwetz (Erlangen) 105; 87. Christian Prochnow (Witten) 52; 89. Sebastian Rank (Rostock) 48

Frauen, Sprint (0,75 km Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen):

1. Anne Haug (München) 57:21 Min.; 2. Non Stanford (Großbritannien) 57:35; 3. Jodie Stimpson (Großbritannien) 57:36; 4. Andrea Hewitt (Neuseeland) 57:40; 5. Ashleigh Gentle (Australien) 57:41; 6. Gwen Jorgensen (USA) 58:03; 7. Emma Jackson (Australien) 58:12; 8. Anja Knapp (Dettingen/Erms) 58:18; 9. Hanna Philippin (Renningen) 58:19; 10. Alice Betto (Italien) 58:20; ...20. Rebecca Robisch (Saarbrücken) 58:46; 25. Svenja Bazlen (Freiburg) 58:52

WM-Gesamtwertung, nach 6 von 8 Stationen:

1. Anne Haug (München) 3025 Pkt.; 2. Jodie Stimpson (Großbritannien) 2855; 3. Gwen Jorgensen (USA) 2775; 4. Non Stanford (Großbritannien) 2528; 5. Andrea Hewitt (Neuseeland) und Ashleigh Gentle (Australien) beide 2077; 7. Emma Moffatt (Australien) 1778; 8. Juri Ide (Japan) 1717; 9. Maaike Caelers (Niederlande) 1699; 10. Felicity Abram (Australien) 1601; ...15. Anja Knapp (Dettingen/Erms) 1269; 34. Rebecca Robisch (Saarbrücken) 521; 35. Anja Dittmer (Saarbrücken) 486; 39. Hanna Philippin (Renningen) 429; 61. Svenja Bazlen (Freiburg) 123

Sonntag:

Mixed-WM (4 x 0,30 km Schwimmen, 6,6 km Radfahren, 1,6 km Laufen):

1. Deutschland (Anja Knapp/Dettingen/Erms, Jan Frodeno/Saarbrücken, Anne Haug/München, Franz Löschke/Potsdam) 1:17:55 Std.; 2. Neuseeland (Andrea Hewitt, Tony Dodds, Kate McIlroy, Ryan Sissons) 1:18:14; 3. USA (Sarah Groff, Ben Kanute, Gwen Jorgensen, Cameron Dye) 1:18:19; 4. Australien 1:18:33; 5. Frankreich 1:18:49; 6. Italien 1:19:00; 7. Schweiz 1:19:37; 8. Russland 1:19:40; 9. Kanada 1:19:46; 10. Japan 1:19:51