An der Strecke herrschte Karnevalsstimmung, doch für den Träger des Gelben Trikots und die übrigen 174 Fahrer war die 18. Etappe der Tour de France ein Höllenritt. Franzose Christophe Riblon siegt.

L’Alpe d’Huez. Der überlegene Tour-de-France-Dominator Christopher Froome zeigte beim zweimaligen Anstieg nach L’Alpe d’Huez zum ersten Mal Schwächen. Aber obwohl der Brite auf den letzten Kilometern des Gipfelsturms nicht mehr so explosiv beschleunigen konnte wie in den Tagen zuvor, hat der Spitzenfahrer des britischen Sky-Teams seine Ausgangsposition für den ersten Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt verbessert. Denn seine Verfolger Alberto Contador und Roman Kreuziger verloren weitere Zeit, obwohl die Jury den Briten mit einem Zuschlag von 20 Sekunden bestrafte, weil er nicht regelkonform aus dem Begleitwagen versorgt worden war.

Die Franzosen aber jubelten ihrem Landsmann Christophe Riblon zu, der auf der 18. Etappe den ersten Tagessieg für die Gastgeber herausfahren konnte. Riblon rang den Amerikaner Tejay van Garderen, der rund 150 Kilometer an der Spitze gefahren war, auf den letzten 2000 Metern in einem packenden Duell nieder. „Fünf Kilometer vor dem Ziel habe ich dran gelaubt, dass ich es schaffe“, sagte der Franzose, der fast eine Minute Vorsprung heraus fuhr.

Froome und sein Helfer Richie Porte hatten auf der Königsetappe dieser Tour zunächst alle Attacken gekontert. Auf dem letzten Anstieg fuhr der Mann im Gelben Trikot seinen Verfolgern sogar davon, ehe er plötzlich schwächelte. Fromme hatte offensichtlich zu wenig gegessen und musste sich 4000 Meter vor dem Ziel von Porte einen Energieriegel reichen lassen. Auf den letzten Kilometern ist zusätzliche Verpflegung durch Betreuer jedoch nicht erlaubt. „Ich habe Zucker gebraucht. Ich weiß aber nicht, ob es geholfen hat so kurz vor dem Ziel“, sagte Froome später. Er musste den Kolumbianer Nairo Quintana ziehen lassen, mit dem er lange Zeit in einer Gruppe fuhr. Bis ins Ziel verlor er mehr als eine Minute auf den Südamerikaner.

Karnevalsstimmung im Publikum

Die 175 Profis im Ziel in L’Alpe d’Huez hatten eine Radfahrer-Hölle durchlitten. Ein mit Hunderttausenden Zuschauern vollgestopfter Anstieg auf 1850 Meter, der zweimal gemeistert werden musste. Das Szenario bedeutete für die Favoriten, dass sie zunächst in moderatem Tempo hinauf nach L’Alpe d’Huez fuhren. Sie sparten ihre Energie für den finalen Anstieg auf die Skistation, die zum ersten Mal in 110 Jahren Tourgeschichte auf einer Etappe zweimal angesteuert wurde. Auf der 13,8 Kilometer langen Steigung herrschte Karnevalsstimmung der besonderen Art. Die Fahrer mussten sich durch die Menschenmenge fast eine Schneise schlagen, um vorwärtszukommen. Dass alles bis zum Nachmittag ohne größere Zwischenfälle ablief, glich einem Wunder.

Spitzenreiter Froome nimmt die letzten drei Etappen mit 5:11 Minuten Vorsprung auf den zweimaligen Toursieger Contador und 5:32 Minuten vor dem neuen Drittplatzierten Quintana in Angriff. Nur noch ein Sturz oder eine Erkrankung dürften den zweiten Tour-Erfolg eines britischen Radprofis in Folge (nach Bradley Wiggins 2012) verhindern können. Auf der 19. Etappe stehen an diesem Freitag mit dem Col du Glandon und dem Col de la Madeleine zwei weitere Anstiege der höchsten Kategorie auf dem Programm.