HSV-Weitspringer darf als deutscher Vizemeister auf WM-Teilnahme hoffen. Diana Sujew Dritte

Ulm. Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer, 27, vom HSV wird trotz seiner Niederlage bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Ulm und fehlender Norm für die WM im August in Moskau nicht in Hektik verfallen. „Ich werde jetzt nicht auf Biegen und Brechen versuchen, die Norm von 8,25 Meter zu springen“, sagte der Hamburger, „ich werde auch keine Wettkämpfe bestreiten, die nicht in meinen Plan passen. Ich bereite mich vor, als würde ich eine WM angreifen. Ich will mich nicht für die Norm kaputt machen und dann in Moskau 7,80 Meter springen.“ Sein nächster Start ist für das Diamond-League-Meeting in London (26./27. Juli) vorgesehen.

In Ulm war Bayer im letzten Versuch vom Leverkusener Alyn Camara geschlagen worden, der mit 8,15 Meter seinen ersten nationalen Titel holte. Bayer hatte, ebenfalls im sechsten Durchgang, 8,04 Meter vorgelegt, wurde damit Zweiter vor Ex-Europameister Christian Reif (Rehlingen; 7,90 m). Mario Kral (HSV) landete mit 7,31 Metern auf Platz elf und verpasste den Endkampf der besten acht. Bei seinem ersten Sprung hatte er 3,1 Meter pro Sekunde Gegenwind, den zweiten trat er knapp über, beim dritten – und letzten – traf er das Absprungbrett nicht.

Weitsprung-Bundestrainer Uwe Florczak (Hamburg), gleichzeitig Bayers Heimcoach, glaubt an die WM-Nominierung seines Schützlings: „Sebastian hat in Ulm unter sehr schwierigen Bedingungen mit insgesamt 43 Gegenwindsprüngen einen starken Wettkampf abgeliefert. Wenn bis zum 29. Juli kein dritter Deutscher die WM-Norm springt, sollte er in Moskau dabei sein.“

Bisher haben nur Camara und Reif die anspruchsvolle Richtweite erfüllt. Bayer muss sie nicht notwendigerweise springen, weil die Regularien des Weltverbandes IAAF den Kontinentalmeistern ein WM-Startrecht zubilligen. Bei seinem EM-Sieg am 1. Juli 2012 in Helsinki hatte Bayer zudem mit seinem Siegessprung (8,34 m) die Norm erfüllt. „Wir werden den Wettkampf analysieren und sehen, wie Sebastian die Belastungen körperlich weggesteckt hat. Danach richten wir unsere weiteren Pläne aus“, sagt Florczak. Bayer hatte zuletzt wegen Knieproblemen nicht in vollem Umfang trainieren können. Vor allem fehlten ihm Sprünge.

Die zweite Medaille für den Hamburger Leichtathletik-Verband holte Diana Sujew, 22, vom Haspa-Marathonteam über 1500 Meter. Im Schlussspurt unterlag sie Corinna Harrer (Regensburg) und Annett Horna (Rehlingen). In 4:13,36 Minuten verpasste sie die WM-Norm um rund acht Sekunden. Zwillingsschwester Elina wurde Vierte.

Die beste Leistung der Titelkämpfe bot Diskus-Olympiasieger und -Weltmeister Robert Harting, 28. „Bei der WM muss ich aber noch so zwei Meter drauflegen“, meinte der Berliner, der sich einen Tag nach seinem Sieg beim Diamond-League-Meeting in Paris (67,04 m) mit 67,95 Meter seinen siebten Titel in Serie holte. „Hier habe ich mit reduzierter Kraft geworfen und mich auf die Technik konzentriert. In Moskau heißt es dann wieder: Go, Baby!“, sagte Harting, der Martin Wierig (Magdeburg; 64,16 m) und seinen kleinen Bruder Christoph (62,61 m) keine Chance ließ. Der Hamburger Markus Münch, 27, der für Potsdam wirft, wurde mit 61,09 Metern Fünfter.