Bei einem großen Verein habe man „keine Zeit“ für Experimente. Er habe „sehr intelligente“ Spieler, die er im Trainingslager am Gardasee noch besser kennenlernen und von seinen Ideen überzeugen wolle.

Riva del Garda. Mehr Ballbesitz, mehr Tore und mehr Varianten mit „echten und falschen Stürmern“: Zum Auftakt des Trainingslagers am Gardasee hat Pep Guardiola erste tiefere Einblicke in den FC Bayern München der Zukunft gewährt. „Ich habe Ideen, und ich muss meine neuen Spieler davon überzeugen“, kündigte der Startrainer am Donnerstag in Riva del Garda an.

Schon nach einer Woche schwärmt der 42-Jährige von seinem neuen Team. „Mein erster Eindruck ist wunderbar. Ich habe gemerkt, der FC Bayern hat sehr, sehr, sehr, sehr, sehr intelligente Spieler.“ Diese hätten in den letzten vier Jahren dreimal das Champions-League-Finale erreicht – das sage alles. Und trotzdem habe er „einige Ideen als Trainer“, die er in der Saisonvorbereitung testen möchte.

„Ich weiß, wo Ribéry, wo Kroos, wo Müller, wo alle diese Spieler spielen. Aber ich brauche mehr Informationen über sie. Darum ändere ich Positionen in Testspielen“, begründete Guardiola die Experimente zum Beispiel mit Franck Ribéry als zentralem Mittelfeldakteur. Das muss aber noch nichts für den Ernstfall heißen, so Guardiola: „Wenn die Wettbewerbe anfangen, ist es schwierig, etwas zu probieren.“

Der Nachfolger von Triple-Champion Jupp Heynckes weiß nur zu gut, dass er ab August in DFB-Pokal und Bundesliga positive Ergebnisse liefern muss. „Bei einem großen Verein hast du keine Zeit. München ist nicht der beste Ort, um nicht zu gewinnen“, äußerte der 42-Jährige, der beim FC Barcelona Titel an Titel reihte.

Zweimal täglich will er die 30 mitgereisten Spieler, zu denen in Italien auch noch Urlaubs-Nachzügler Arjen Robben stoßen wird, auf dem Trainingsplatz in Arco schwitzen lassen. Nachmittags soll aber ohne Publikum geübt werden: „Ich brauche ein bisschen Ruhe. 100 Journalisten, Kameras und Fotografen am Vormittag sind genug.“

Taktik und Kondition werden im Vordergrund stehen. „Aber das Wichtigste ist, die Spieler können mich besser kennenlernen und ich sie.“ Guardiola will das Münchner Spiel variantenreicher gestalten. „Wir können mit echten und mit falschen Stürmern spielen“, sagte er zum Beispiel. Und wie in Barcelona will er viel Ballbesitz. „Ich mag es nicht, wenn der Gegner den Ball hat.“ Er hoffe auf noch „mehr Tore“ in der kommenden Saison.

Der abwanderungswillige Mario Gomez spielt in den Zukunftsplänen eigentlich keine Rolle mehr – mit dabei ist er am Gardasee trotzdem. Der Wechsel zum AC Florenz stockt. „Er ist stark, aber kostet zu viel Geld“, verkündete Sportdirektor Daniele Prade am Donnerstag.

Guardiola nimmt die Hängepartie nach außen gelassen hin: „Mario wird mit uns trainieren, jeden Tag. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert.“ Eine deutliche Botschaft des Rekordmeisters war jedoch, dass vor der Abreise nach Italien der Vertrag mit Claudio Pizarro um ein Jahr verlängert wurde. „Ich mag Claudio Pizarro, er ist ein super, super Spieler“, würdigte Guardiola den Peruaner. „Ich bin 34 – etwas Besseres könnte mir nicht passieren, als noch mal einen Vertrag bei Bayern München zu unterschreiben“, verkündete Pizarro, mit 166 Treffern immerhin ausländischer Bundesliga-Rekordtorschütze.

Im „Lido Palace“ logieren die Bayern in Riva del Garda ihrem Champions-Status gemäß. Das vor zwei Jahren nach einer Renovierung wiedereröffnete Fünf-Sterne-Hotel ist eingebettet in einen 30 000 Quadratmeter großen Park direkt am See. „Ich bin überzeugt, dass wir hier eine sehr angenehme Zeit verbringen werden“, meinte Guardiola.