Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Es muss demütigend für die Handball-Bundesliga sein, die sich zu Recht stärkste Liga der Welt nennt, dass sie ihren angestammten Live-Sendeplatz dienstagabends bei Sport1 in der nächsten Saison für viertklassigen Fußball räumen muss. Dabei kicken in den fünf Regionalligen offiziell Amateure. Aber von denen verspricht sich der Spartenkanal höhere Einschaltquoten und jüngeres Publikum. Die angeblich werberelevante Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren akzeptiert unter den Mannschaftssportarten höchstens noch Fußball. Selbst Basketball findet bei Sport1 nicht den erhofften Zuspruch. Ein Trost bleibt den Handballern. Künftig sind sie mittwochabends zu sehen.

Was nach einer marginalen Terminverschiebung klingt, ist in Wahrheit der letzte Warnschuss. Wenn sich der Handball nicht neue Zuschauerkreise erschließt, wird er im werbefinanzierten Fernsehen bald keine Tore mehr auf den Bildschirm zaubern. ARD und ZDF, deren Publikum das entsprechend hohe Alter hat, fehlt der verlässliche Spielplan, mit denen sich Programme planen lassen. Das Terminchaos zu beseitigen, muss erste Handballerpflicht werden. Für den neuen HSV-Geschäftsführer Frank Rost ist dieser Punkt das Topthema seiner Agenda. Sein Vorschlag, künftig immer sonntagvormittags zu spielen, verdient, diskutiert zu werden.

Und natürlich muss die Nationalmannschaft wieder den Stellenwert erhalten, jene Lokomotive werden, die die Sportart mitzieht. 20 Millionen sahen 2007 ihren WM-Sieg. Daher darf es bei der Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer fortan nicht mal mehr Kompromisse geben, sondern nur noch rückhaltlose Unterstützung.