Margareta Kozuch kehrt mit dem deutschen Volleyballteam nach Hamburg zurück — als Spielführerin bei drei Partien der European League

Hamburg. Ihr Lächeln, das eher ein Strahlen ist und das sie durch alle Lebenslagen trägt, ist in diesen Tagen noch ein wenig breiter als sonst, und das hat einen einfachen Grund. Margareta Kozuch ist glücklich, und wer könnte das nicht nachfühlen angesichts des Wochenendes, das vor ihr liegt. Von Freitag bis Sonntag treten die deutschen Volleyballfrauen in der CU-Arena am Hamburger S-Bahnhof Neugraben zum dritten Vorrundenturnier der European League an. Kozuch ist Spielführerin des Teams, und in dieser Rolle darf sie erstmals in ihrer Geburtsstadt aufschlagen. „Ich freue mich unglaublich darauf“, sagt sie. Man sieht es ihr an.

Margareta Kozuch, die alle nur „Maggi“ nennen, trägt Hamburg noch immer tief in ihrem Herzen, obwohl sie die Stadt vor sechs Jahren verlassen hatte, um im Ausland ihr Volleyballglück zu suchen. „Je länger ich weg bin, desto mehr merke ich, wie schön diese Stadt ist, wenn ich zurückkomme“, sagt sie. Beim TuS Berne hatte die Tochter polnischer Eltern mit ihrem Sport begonnen, 2003 war sie vom CVJM zum TV Fischbek, dem Stammverein des heutigen VT Aurubis, in die Bundesliga gewechselt, und schon damals war den Experten klar, was für ein Juwel da ans Netz gegangen war. 2005 war sie Hamburgs erste Sportlerin des Jahres, doch um zu der Spielerin heranzureifen, die die 1,87 Meter große Diagonalangreiferin heute ist, war der Weg ins sportlich höherklassige Ausland unumgänglich.

Drei Jahre in Italien folgten Stationen in Polen und Russland. Harte Jahre waren das, in denen Kozuch ihr Geld nie pünktlich und selten vollständig bekam. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich so etwas mental so sehr mitnehmen würde“, sagt sie. Sie hat die Zeit als wertvolle Erfahrung abgebucht und ist im vergangenen Jahr zurück nach Italien gegangen, zum Spitzenclub Busto Arsizio. Ob sie dort auch in der kommenden Saison spielt oder erneut wechselt, ist noch unklar, sie ist überall begehrt. Um die Angebote kümmert sich ihr Manager. Margareta Kozuch hat den Fokus derzeit komplett auf die Nationalmannschaft gelegt. Vom 6. bis 14. September steht in Kooperation mit der Schweiz die Heim-EM an, darauf ist alles ausgerichtet. „Ich habe als Spielführerin die Aufgabe, die anderen zu führen. Da kann ich nicht mit halbem Herzen dabei sein, nur weil ich an meine persönliche Zukunft denke“, sagt sie.

Bundestrainer Giovanni Guidetti kann sich Margareta Kozuch mit halbem Herzen sowieso nicht vorstellen. „Seit ich sie kenne, hat sie niemals weniger als 100 Prozent gegeben“, sagt der 40 Jahre alte Italiener, „sie ist fast zu perfektionistisch.“ Ihre Bereitschaft, im Training maximalen Einsatz abzurufen, habe ihn dazu bewogen, die 26-Jährige zur Spielführerin zu machen. „Sie ist das Musterbeispiel einer Spielerin, die niemals aufgibt. Für einen Trainer ist das ein Traum“, sagt er. Dank ihrer Schnelligkeit sei sie zudem eine der besten Diagonalangreiferinnen der Welt.

Erst am Donnerstag muss Guidetti bekannt geben, welche zwölf Spielerinnen aus seinem 16er-Kader, der seit Montag im Hamburger Süden stationiert ist, für die Spiele gegen Israel (Freitag, 20 Uhr), Belgien (Sonnabend, 20 Uhr) und Europameister Serbien (Sonntag, 18 Uhr) nominiert sind. Der Trainer nutzt die European League als EM-Vorbereitung, probiert verschiedene Formationen aus. Aber dass „Maggi“ dabei sein wird, steht längst fest. „Sie ist unverzichtbar“, sagt Guidetti. Mit Mittelblockerin Anja Brandt, 23, vom deutschen Meister Schweriner SC, die beim VC Elmshorn ihre Karriere startete, hat eine weitere Hamburgerin gute Chancen auf drei echte Heimspiele.

Andererseits ist die im Dezember 2011 eröffnete CU-Arena für beide Neuland. Am Dienstagabend trainierten sie erstmals in der rund 2300 Zuschauer fassenden Halle. „Die Arena ist beeindruckend. Man muss nur die Augen aufmachen, um zu sehen, wie viel professioneller das Umfeld hier geworden ist“, sagt Kozuch. „Ich spüre schon die Aufregung, hier spielen zu können.“ Zu sehen ist die Aufregung nur daran, dass ihre Finger während des Gesprächs ohne Unterlass an der Silberkette um ihren Hals und an einer vor ihr liegenden Kappe eines Filzschreibers spielen. Interviewwünsche absolviert sie mit beeindruckender Lockerheit.

Ob sie den Traum von Aurubis-Vereinspräsident Horst Lüders erfüllt und irgendwann erneut in Hamburg unterschreibt, kann sie nicht versprechen. Ausschließen will sie es nicht. Sie macht sich viele Gedanken über die Zukunft, hat ein Fernstudium für Sportmanagement oder Ernährungswissenschaften erwogen, lernt Sprachen. Deutsch, Polnisch, Englisch und Italienisch spricht sie fließend, Französisch und Russisch kann sie verstehen.

Noch allerdings ist eine Rückkehr nach Hamburg nur für internationale Spiele denkbar. Dass sie sieben Tage am Stück in der Stadt sein wird, da das Nationalteam erst am nächsten Dienstag zur letzten European-League-Vorrundenstation nach Israel weiterfliegt, hat es seit ihrem Wechsel ins Ausland nicht gegeben. Ihr Vater Miroslav, der noch in Rahlstedt lebt, besuchte sie am Dienstag beim Training und wird auch die drei Spiele am Wochenende live sehen. Ob „meine lieben Schwestern“ Katharina, 32, und Alexandra, 36, dabei sind, ist noch nicht klar. Ihre Mutter war vor zehn Jahren verstorben.

Viel Kontakt zu früheren Fischbeker Mitspielerinnen besteht nicht mehr, lediglich Christina Benecke, mit der sie früher täglich im Auto von Rahlstedt nach Neugraben zum Training pendelte, zählt sie noch zu ihren engen Freundinnen. Dass am Wochenende dennoch eine Menge Freunde in der Halle sein werden, ist Margareta Kozuch bewusst. Sie wird alles tun, um ihnen mit einer guten Leistung ein bisschen von dem Strahlen weiterzugeben, das sie durch diese Woche trägt.