86:36-Sieg gegen Kanada. Hamburg wird paralympischer Stützpunkt. HSV kooperiert mit Boberg

Hamburg. Als Anika Zeyen 30 Sekunden vor Schluss die letzten zwei ihrer insgesamt 24 Punkte erzielte, standen die 550 Zuschauer in der CU-Arena in Neugraben auf und begannen den deutschen Rollstuhlbasketballerinnen minutenlangen Applaus zu spenden. Der ausgiebige Beifall war berechtigt und erfreute besonders Edina Müller und Maya Lindholm, die beiden Hamburgerinnen. „Die Stimmung war einfach großartig“, meinte Lindholm. Nach der 59:70-Niederlage nach Verlängerung am Sonnabend in der Sporthalle Wandsbek hatten die Paralympicssiegerinnen von London 2012 den WM-Dritten Kanada mit viel Tempo, Taktik und Treffsicherheit 86:36 ausgespielt.

„Am Vortag haben wir vor allem experimentiert, diesmal haben wir konsequent auf ein gutes Ergebnis gespielt“, sagte Bundestrainer Holger Glinicki (Hamburg). Der zweite Auftritt stellte ihn zufrieden. Glinickis Team ist für die EM in Frankfurt am Main (28. Juni bis 7. Juli) gerüstet. Deutschland und die Niederlande, dort wird der Sport professionell betrieben, gelten als Favoriten. Kommt es zu diesem finalen Duell, überträgt die ARD das Endspiel am Sonnabend, dem 6. Juli, von 15 Uhr an.

Rollstuhlbasketball hat in den vergangenen fünf, sechs Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Dynamik und Kombinationen erstaunten und begeisterten das Publikum. Der Wandel ist das Ergebnis harter Trainingsarbeit, und die Bedingungen dafür dürften in Hamburg in Zukunft noch besser werden. In der Wilhelmsburger Blumenhalle soll 2014 der seit mehr als vier Jahren angestrebte paralympische Trainingsstützpunkt entstehen – als Teil eines Bundesstützpunktes Nord mit den Standorten Hamburg und Hannover. Ein entsprechender Kooperationsvertrag zwischen den Behindertensportverbänden aus Hamburg und Niedersachsen wurde jetzt unterzeichnet.

Die Rollstuhlbasketball-Bundesliga-Mannschaft des HSV profitiert bereits von dieser Entwicklung. Nationalspielerin Gesche Schünemann wechselt aus Gießen nach Hamburg, Anika Zeyen (Bonn) denkt darüber nach. Mittwoch wollen das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg in Boberg und HSV-Vorstand Oliver Scheel einen Kooperationsvertrag unterschreiben.

Auch Sportamtsleiter Thomas Beyer und Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch gingen erfreut aus der Halle. Dem Ziel der Stadt, Spitzensport in die Bezirke zu bringen, hatte das Länderspiel hervorragend gedient.