Janne Müller-Wieland vom UHC ebnet den Weg zum Sieg im World-League-Finale

Rotterdam/Hamburg. Die Gedanken an den Montagmorgen versuchte Janne Müller-Wieland nach dem Überraschungssieg weit von sich zu schieben. Ein Erfolg im Endspiel eines wichtigen Hockeyturniers gegen die Niederlande, und das in deren Land, ist zu wichtig, um ihn sich von der Aussicht vermiesen zu lassen, nur zwei Tage später wieder an seinem Arbeitsplatz antreten zu müssen. Und so wollte die Nationalspielerin vom Uhlenhorster HC, die in Berlin als Vorstandsassistentin des Energiespezialisten Heliocentris arbeitet, am Sonnabend nur eins: Das 5:4 nach Penaltyschießen genießen, mit dem die deutschen Damen für weltweites Aufsehen gesorgt hatten.

Nach dem enttäuschenden siebten Platz bei den Olympischen Spielen 2012 in London hatte der neue Bundestrainer Jamilon Mülders, der das Amt vom Hamburger Michael Behrmann übernahm, einen Kurswechsel angekündigt. „Wir haben gesagt, dass das deutsche Damenhockey ein neues Gesicht zeigen soll. Wir haben zu lange nach Argentinien oder Holland geschaut und dabei unsere Stärken vernachlässigt. Jetzt schauen wir auf uns und fahren damit gut“, sagte Mülders, unter dessen Regie noch kein Turnierspiel verloren ging.

Wie dieses neue Gesicht aussieht, das war in Rotterdam mehrfach zu besichtigen. So verloren Mülders‘ Mädels im Viertelfinale gegen Chile, als es um das Ticket für die WM 2014 in den Niederlanden ging, auch dann nicht die Nerven, als es trotz drückender Überlegenheit kurz vor Schluss nur 1:0 stand, und belohnten sich mit dem 2:0 zwei Minuten vor Spielende. Im Halbfinale gegen Südkorea brachten zwei Treffer in den letzten fünf Minuten den 3:2-Sieg. Im Finale gegen die Hockey-Weltmacht Niederlande, gegen die es in der Vorbereitung noch ein 2:10 gegeben hatte, sorgte Müller-Wieland mit einer verwandelten Strafecke in der 68. Minute für das 1:1, das die unterlegenen, aber nie aufgebenden Deutschen ins Penaltyschießen brachte.

„Wir hatten bislang nicht diese typisch deutsche Mentalität, bis zuletzt an uns zu glauben. Jetzt ist dieses Selbstvertrauen da, und ein solcher Sieg gegen die Niederlande zeigt uns, was möglich ist, wenn man an die eigenen Stärken glaubt“, sagt die Hamburgerin, die in den Augen des Bundestrainers im Finale „beste Spielerin auf dem Feld war und in der Innenverteidigung ein hervorragendes Turnier gespielt hat“. Die Leistung von Rotterdam wollen Müller-Wieland und ihre Mitstreiterinnen nun Ende August bei der EM in Belgien und 2014 bei der WM in den Niederlanden bestätigen. „Wir wollen beweisen, dass mit uns in der Weltspitze wieder zu rechnen ist“, sagt die 26-Jährige. Der erste Schritt auf diesem Weg ist in Rotterdam geglückt.