Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Am Ende war es, wie so oft in der Formel 1, viel Lärm um nichts. Mercedes kommt in der umstrittenen Affäre um einen privaten Reifentest mit einer Verwarnung davon. Die einzige „harte Strafe“ ist der Ausschluss der Silberpfeile von einer Probefahrt für Nachwuchspiloten im Juli in Silverstone. Die Juroren vermochten zwar Verstöße, aber nichts Arglistiges zu entdecken. Ein windelweiches Urteil, das den Aufwand eines sogenannten „Tribunals“ des Automobil-Weltverbandes Fia und die vielen dramatischen Schlagzeilen nicht rechtfertigte.

Klar, dass der große Gegenspieler von Mercedes, das Team des Brausedosenherstellers Red Bull, vor Wut schäumt. Doch dem österreichisch-britischen Rennstall hätte klar sein müssen, dass ein Weltkonzern immer die besseren Argumente hat. Das Risiko, die Schwaben könnten nach einer drakonischen Strafe aus dem Grand-Prix-Zirkus aussteigen, war dann doch zu groß. Die weisen Richter des Tribunals wollten nicht als Totengräber der Formel 1 in die Geschichte eingehen.

Dass in einem milliardenschweren Geschäft ein beiläufiges Gespräch mit Renndirektor Charlie Whiting – und nicht etwa eine schriftliche Genehmigung – zur Legitimation des Reifentests ausreichte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die mafiösen Strukturen der Vollgasbranche.

Am Ende des Tages ist die Formel1 der große Verlierer. Selbst wohlwollende Beobachter entdecken, dass hier neben ausgebufften Profis auch erschreckend viele Amateure am Werk sind. Die Glaubwürdigkeit eines Sportart, die ohnehin um ihren Ruf kämpft, ist endgültig auf der (Renn-)Strecke geblieben.