Hamburg. Kochen, waschen, putzen – all das muss Ismet Akpinar von August an allein machen. Dann wechselt der 18 Jahre alte Basketballspieler vom SC Rist Wedel zu Alba Berlin. Geboren und aufgewachsen in Hamburg, sein ganzes Leben lang im selben Zimmer in derselben Wohnung in Eppendorf. Doch bald muss der Spielmacher – gleichzeitig in der Zweiten Liga ProB für Wedel und in der Nachwuchsbundesliga NBBL für die Piraten Hamburg aktiv – aus der Routine ausbrechen. Raus aus Hotel Mama, rein in die große Berliner Basketballwelt.

Das Abitur in der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg hat er bereits bestanden, eine weitere Prüfung fehlt ihm noch zum kompletten Glück: der Führerschein, um bald in Berlin mit dem neuen Alba-Dienstwagen durch die Stadt zu fahren.

Höchst erfolgreich bewegte sich Akpinar in den letzten Jahren auf dem Basketballplatz. Nach seiner Premierensaison 2011/2012 wurde er von den Trainern der ProB zum „Newcomer des Jahres“ gewählt, zudem erhielt der U18-Nationalspieler die Auszeichnung „Rookie des Jahres“ in der NBBL. Leistungen, die andere Clubs auf ihn aufmerksam machten. Und Bundesliga-Basketball gibt es in Hamburg nicht.

„Ich hatte Angebote aus ganz Deutschland, aber Alba hat das professionellste Programm“, begründet Akpinar seine Entscheidung für die Hauptstadt. Alba-Sportdirektor Mithat Demirel ist von seinem talentierten Zugang überzeugt: „Ismet ist für sein junges Alter ein sehr reifer Spieler. Er bringt alles mit, um sich durchzusetzen.“ Häufig kommt Akpinar zwei Stunden vor dem Mannschaftstraining und arbeitet individuell an seinem Spiel, und auch nach dem Training schiebt er Extraschichten. „Wenn man genauso viel macht wie die anderen, wird man einer von vielen bleiben.“ Akpinar hat mit 1,90 Metern eine ideale Körpergröße. Er zieht schnell zum Korb, trifft seine Würfe hochprozentig, auch aus der Distanz. Er sieht sich in erster Linie als Scorer: „Es ist meine Stärke, den Ball in den Korb zu packen, egal ob schön oder hässlich.“

Obwohl er der Jüngste im Berliner Kader sein wird, ist ihm Schüchternheit fremd, die frühen Erfolge brachten Selbstvertrauen: „Im Basketball braucht man eine gesunde Arroganz.“ Sein Bruder Mutlu ist sein Vorbild. Mit 14 Jahren wurde der inzwischen 30-Jährige in einem Türkei-Urlaub entdeckt. Er blieb dort, ist bis heute Profi und türkischer Nationalspieler. Das möchte auch Ismet werden, aber für Deutschland. Seit der U15 durchlief er sämtliche Jugendnationalmannschaften. „Ich wurde hier ausgebildet, da wäre es unfair, für die Türkei zu spielen.“

Bei Alba Berlin soll der Spielmacher regelmäßig mit den Profis trainieren und Spielpraxis vor allem in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga sammeln. In Nationalspieler Heiko Schaffartzik steht ein gestandener Aufbau- und Nationalspieler vor ihm. „Bei Heiko kann ich mir viel abgucken“, sagt Akpinar. Nur kochen, waschen und putzen muss er in Berlin allein lernen.