Nürnberg/Halle (Westf.). Die Luftballons im fränkischen Sommerhimmel gaben die Richtung vor: Andrea Petkovic will nach ihrem Finaleinzug wieder hoch hinaus und dorthin zurück, wo Tommy Haas bereits wieder angekommen ist – in die Weltspitze. Die beiden deutschen Tennisstars beendeten ihre Wimbledon-Vorbereitung zwar mit Niederlagen, reisen aber dennoch voller Selbstvertrauen zum Saisonhöhepunkt auf den Rasenplätzen des All England Clubs, der am 24. Juli beginnt. Petkovic verlor erst im Finale des neuen WTA-Turniers in Nürnberg 3:6, 3:6 gegen Simona Halep (Rumänien), Titelverteidiger Haas musste sich nur Rekord-Champion Roger Federer (Schweiz) im Halbfinale der Gerry Weber Open im westfälischen Halle 6:3, 3:6, 4:6 geschlagen geben.

Was er denn aus Halle mit nach Wimbledon nehme, wurde Haas gefragt. Selbstvertrauen? Oder die Erkenntnis, mit den ganz Großen mithalten zu können? „Meine Tasche, meine Klamotten und die Schläger“, antwortete Haas: „Eben alles, was ich in Wimbledon so brauche.“ Bestätigung hat der 35-Jährige nicht nötig, Haas muss sich nicht selbst einreden, wie konkurrenzfähig er ist. Als Weltranglistenelfter fährt er mit Zuversicht nach London. „Ich schaue dort nur auf meine Auslosung und den Gegner. Mehr zählt für mich nicht“, sagte Haas, dessen Körper die Strapazen der Tour gerade richtig gut verkraftet: „Ich genieße die Matches, das ist die beste Art des Trainings. Und nächste Woche kann ich mir eine kleine Pause gönnen und Kraft tanken.“

Den Titel gewann am Sonntag Federer, der mit 6:7 (5:7), 6:3, 6:4 gegen den Russen Michail Juschni seinen ersten Turniersieg in dieser Saison feierte.

Haas hat seine Leidenszeit mit vielen Verletzungen durch große Geduld, eisernen Willen und viel Trainingsfleiß seit fast zwei Jahren überwunden. Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner ist davon überzeugt, dass auch Petkovic nach vier schweren Verletzungen seit 2011 noch einmal die Kurve bekommen wird. In Nürnberg bezwang sie im Halbfinale die topgesetzte Paris-Viertelfinalistin Jelena Jankovic (Serbien) und erinnerte an alte Zeiten. „Natürlich wird es noch Rückschläge geben. Aber 2014 wird Andy dann voll angreifen“, kündigte Rittner an und hält eine Rückkehr der früheren Nummer neun in die Top 10 für möglich. „Ich hoffe wirklich, dass der Trend jetzt weiterhin nach oben zeigt“, sagte Petkovic. Das soll sich mit neuer Einstellung auch im bislang wenig geliebten Wimbledon fortsetzen: „Ich hab mich bisher nie darauf freuen können, weil ich mir da immer so einen Druck gemacht habe nach dem Motto: Oh, Gott, ich kann nicht auf Rasen spielen.“