Vielseitigkeitsreiterei unter Schock – Veranstalter sprechen von „nicht ausschließbarem Restrisiko“

Luhmühlen. Als die Entsetzensschreie des Publikums verhallt waren, legte sich Schockstille über Luhmühlen. Nur wenige Galoppsprünge von der Zuschauertribüne entfernt lag P'tite Bombe zitternd im Sand, nicht mehr in der Lage, sich nach einem schweren Sturz auf den Hals wieder zu erheben.

Knapp 24 Stunden später lag die exakte Diagnose vor. „Das Pferd konnte die Hinterbeine nicht mehr bewegen. Auch nach einer Sofortbehandlung noch auf dem Turnierplatz trat keinerlei Besserung ein. Deshalb wurde das bereits narkotisierte Tier später in der Tierklinik eingeschläfert“, sagte Jürgen Martens, Präsident der zuständigen Veterinärkommission.

Vier Wochen nach dem Drama beim Pfingstturnier in Wiesbaden um King Artus, Goldpferd von Mannschafts-Olympiasieger Dirk Schrade (Sprockhövel), war es bereits der zweite Todesfall in der deutschen Vielseitigkeitsreiterei. Der 17 Jahre alte Holsteiner Wallach brach seinerzeit am Ende der Geländeprüfung tot zusammen, wahrscheinlich wegen eines Aorta-Abrisses.

Die Veranstalter waren geschockt, ließen die Vier-Sterne-Prüfung nach einer halben Stunde Pause allerdings weiterlaufen. „Wir bedauern das sehr“, kommentierte Geschäftsführerin Julia Otto später den Tod und sagte: „Das ist ein Restrisiko, das man nicht ausschließen kann.“ Das Hindernis zwölf sei ein einfacher Sprung, erklärte die Geschäftsführerin außerdem. „Das war früh im Kurs“, das Pferd sei also noch nicht erschöpft gewesen.

Gelassener kommentierte der Parcoursbauer Mark Philipps: „Niemand kann erklären, wie es zu diesen Stürzen kommt.“ Es sei nur ein „einfacher Heckensprung gewesen“. Er sagte zudem: „Wir versuchen wirklich alles, um den Pferden den Absprung vorzugeben.“ Dennoch kam es in Luhmühlen zu weiteren schweren Stürzen. Besonders die Britin Nicola Wilson, in London Olympiazweite mit dem britischen Team, hatte bei einem spektakulären Unfall mit Opposition Buzz viel Glück. Ihr Pferd fiel am vierten Hindernis und landete auf dem Kopf.

Nach der abschließenden Springprüfung durfte sich der Neuseeländer Andrew Nicholson am Sonntag über den mit 33.000 Euro dotierten Gesamtsieg freuen. Mit einem fehlerfreien Ritt mit Mr. Cruise Control behauptete der Weltranglistenerste seinen Vorsprung aus dem Geländeritt vor Ex-Europameisterin Zara Phillips aus Großbritannien mit High Kingdom. Als bester deutscher Reiter belegte Andreas Dibowski aus Döhle mit Avedon den neunten Platz. Die Team-Olympiasieger Ingrid Klimke aus Münster und Dirk Schrade (Sprockhövel) hatten beim Geländeritt aufgegeben. )